Briefwechsel Guenter/SPD und JNF
Fw: RE: Position der SPD in der Israel-Palästinafrage, fehlende Antwort von
Christian Lange, SPD MdB, fehlende Transparenz beim JNF/KKL
Von: Guenter Schenk 08.07.2013 um 16:59 Uhr
Ihr Lieben Mit-Genossen,
liebe Freundin Evelyn, liebe
Freunde,
zu Eurer Kenntnis, die sehr
spärliche Antwort auf meine letzte Mail aus dem SPD-Vorstand. Hilflosigkeit,
aber, das ist zu vermuten, auch Ideenlosigkeit spricht aus dieser Antwort.
Nicht einmal Nachdenklichkeit !
Ihr seht, einen Aufbruch zu
Besserem, für die Palästinenser - und auch für die jüdischen Israeli - ist mit
unserer SPD nicht zu erwarten. Allein die papageienhafte Wiederholung dessen,
was Merkel u. Co. sagen, nicht einmal 'schlechter' sagen würden!
Verantwortung für die
Sicherheit Israels, was heißt das?
Doch nichts anderes, als dass
Israel auch in Zukunft jedes Recht hat, das von ihm für nötig Gehaltene zu tun,
um dem Freiheitswillen und dem Recht auf ihre Heimat der Palästinenser
zu begegnen. Massaker im Libanon und in Gaza eingeschlossen. Und
auch hier wieder, die
Merkel'sche Staatsdoktrin...
Das wenige andere ist identisch
mit den bekannten israelischen Hasbara- und Lügenfloskeln
- gerade als ob mir der
israelische Informationsminister schriebe!
Sprachlosigkeit bleibt mir bei
soviel Verantwortungslosigkeit für eine glaubwürdige Friedenspolitik für den
Nahen Osten. Gerade so, als ob Deutschland mit dem, was den Palästinensern in
ihrer angestammten Heimat angetan wurde, den im Land verbliebenen noch immer
angetan wird, mit Deutschland gar nichts zu tun hätte!
Dass es einen freien
unabhängigen - und schon gar zusammenhängenden –Palästinenserstaat nicht geben
kann, dass diesen nicht einmal die US-Supermacht Israel gegenüber durchsetzen
kann, diese Erkenntnis ist leider ins Willy-Brand-Haus noch immer nicht
durchgedrungen. Ich frage mich, wer in unserer Partei das Zepter schwingt.
Meine Partei, in die ich mit Freude 1967 - unter Willy - eingetreten bin, ist
diese SPD nicht mehr.
Was tun? Ich erwarte Eure
Rückmeldung
freundlich
Günter Schenk
1a rue des Aveugles
F-67000 Strasbourg
- membre du Collectif Judéo-Arabe et Citoyen pour la Palestine, Strasbourg
- Mitglied der
Sozialdemokratischen Partei Deutschland
Gesendet: Montag,
08. Juli 2013 um 15:02 Uhr
Von: "Parteivorstand der SPD"
<parteivorstand@spd.de>
An: "Guenter Schenk" <guenter.schenk@web.de>
Betreff: RE: Position der SPD in der Israel-Palästinafrage,
fehlende Antwort von Christian Lange, SPD MdB, fehlende Transparenz beim
JNF/KKL
Lieber Günter,
vielen Dank für Deine E-Mail, die uns am 08.07.2013 erreicht hat.
Sicherlich hast Du Verständnis dafür, dass unsere Generalsekretärin Andrea
Nahles nicht alle an sie gerichteten Zuschriften persönlich beantworten kann.
Sie hat mich gebeten, auf Deine E-Mail zu antworten.
Die Frage der Wald-Spende liegt nicht unserer Hand.
Zu Deiner Frage nach einer Zwei-Staaten-Lösung: Wir Deutsche haben eine
besondere Verantwortung für das Existenzrecht Israels. Auch deswegen engagieren
wir uns für einen umfassenden Frieden im Nahen Osten auf der Grundlage
internationaler Verträge. Wir setzen uns für die Selbstbestimmung des
palästinensischen Volkes und die Schaffung eines lebensfähigen
palästinensischen Staates ein – Seite an Seite in Frieden und Sicherheit mit
Israel.
Beste Grüße aus dem Willy-Brandt-Haus
Juliane Wlodarczak
SPD-Parteivorstand
Direktkommunikation
Telefon: (030) 25 991-500
Telefax: (030) 25 991-375
E-Mail: parteivorstand@spd.de
Internet www.SPD.de
Postanschrift:
SPD-Parteivorstand
Willy-Brandt-Haus
Wilhelmstraße 141
10963 Berlin
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08.07.2013
----- Original Message -----
Subject: Position der SPD in der Israel-Palästinafrage, fehlende Antwort von
Christian Lange, SPD MdB, fehlende Transparenz beim JNF/KKL
Sehr geehrte Frau Nahles, liebe Parteifreundin,
zahlreiche Schreiben an Herrn
Christian Lange u. A. MdB., Landesverband Baden-Württemberg, der unsere SPD in
die unselige Angelegenheit eines s.g. "SPD-Waldes in der Negev"in
Form einer Spendensammlung für den JNF/KKL verwickelt hatte, haben zu keiner
einzigen Antwort - außer einer Standardantwort 'aus dem Reservoir der D.I.G.' -
von Herrn Lange geführt. Wenn das kein Affront gegenüber einem Parteimitglied
mit mehr als 46-jähriger Mitgliedschaft (meine Mitgliedschaft begann 1967!)
ist, so bitte ich Dich, dies mir zu erklären. Darum wende ich mich heute direkt
an die Parteiführung. Parteigenosse Lange war, gemeinsam mit 3 anderen
Delegationsmitgliedern, in diesem Frühjahr auf einer Delegationsreise in
Israel, konnte sich dabei über die Situation der von (interner) Vertreibung
bedrohten Beduinen sachkundig machen. Wie ich aus Israel erfahre, ist trotz
großer Bemühung vor Ort nicht damit zu rechnen, dass Genosse Lange von auch nur
ansatzweiser zu einer kritischen Einsicht über die menschenverachtende
Behandlung der Beduinen, infolge der Aktionen des JNF/KKL und des Staates
Israel selbst gelangt ist. Davon muss ich ausgehen, denn auch auf wiederholte
Mails sah sich Herr Lange, außer genannter Standardantwort aus dem Reservoir
der DIG nicht zu einer ernsthaften Antwort an mich veranlasst. In wenigen
Monaten finden wichtige Bundestagswahlen statt. Neben den sehr dringlichen
wirtschafts- und sozialpolitischen Themen und der Frage, wohin es mit der
Bundesrepublik in Europa geht, steht dabei auch die Glaubwürdigkeit unserer
Partei in der Frage zu Israel und Palästina auf dem Prüfstand. Es geht dabei
also keineswegs mehr allein um die (abgeschlossene) Spendenaktion für einen
SPD-Wald in der Negev. Immer zahlreicher werdende Wähler unseres Landes
fragen sich, ob mit der SPD die Palästinenser weiterhin "als
vernachlässigbare Größe" betrachtet werden, wie das unter Frau Merkel der
Fall war und ist. Es ist also wichtig, zu erfahren, ob eine von der SPD geführte
Bundesregierung eine Neuausrichtung deutscher Nahostpolitik in die Wege leiten
wird. Als in der palästinensischen Menschenrechtsfrage Aktiver werde
ich nicht nur mein Wahlverhalten, sondern auch meine Mitgliedschaft in unserer
Partei, eine Mitgliedschaft, die in Jahrzenten manche 'Stürme' überstanden
hat, ggf. zur Disposition stellen. Würde ich dies nicht tun, so müssten dies
meine palästinensischen, aber auch jüdische Freundinnen und Freunde in und
außerhalb Israels als Verrat empfinden. Ich bitte darum dringend, mir zu
sagen, wohin - in der Nahost-Politik - unsere Bundesrepublik unter einer
künftigen SPD-Kanzlerschaft gehen will und wird. Besonders, ob sie sich
weiterhin den Prärogativen Israels zur ausschließlichen Forderung nach einer
(von Israel selbst gleichzeitig hintertriebenen!) Zweistaatenregelung
unterwerfen wird, einer 'Lösung' die dauerhafte Segregation und
Apartheid, auch innerhalb Israels selbst (weitere Diskriminierung der
palästinensischen Bürger, möglicherweise sogar deren Infragestellung als
Staatsbürger) zur Folge hätte? Und, ob eine SPD-geführte Bundesregierung die
israelischen Freunde in Zukunft für seine Handlungen gegenüber den
Palästinensern in Haftung zu nehmen bereit ist (Stichwort
"accoutability") Herr Lange hält es nicht für nötig, sich zu
erklären, vom Parteivorstand jedoch erwarte ich das. Dieser Mail hänge ich
einen Meinungsartikel aus der israelischen Tageszeitung Ha'aretz von vorgestern
an. Dieser Artikel allein müsste genügen, die Frage der Spendenaktion der SPD,
zugunsten des JNF/KKL für einen "SPD-Wald" anders zu beantworten, als
durch standhaftes Schweigen des Genossen Lange. In Erwartung einer
baldigen Antwortverbleibe ich,
mit besten Grüßen
Günter Schenk
1a rue des Aveugles
F-67000 Strasbourg
-
membre du Collectif Judéo-Arabe et Citoyen pour la Palestine, Strasbourg
- Mitglied der
Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (1967)
Der folgende Artikel in der israelischen Tageszeitung
Ha'aretz von vorgestern befasst sich mit der mangelnden Transparenz beim
JNF/KKL. Haaretz,
Friday, July 5, 2013
What is going on in the
JNF?
The time has come for a review
of the application of the stringent requirements of transparency to such bodies
as the JNF, which are ostensibly private but operate extensively in the public
arena and on the public’s behalf, or so they claim. &http://www.haaretz.com/opinion/what-is-going-on-in-the-jnf.premium-1.533844
By Alona Winograd
Jul.05, 2013 | 6:34 AM |
1 On its website, the Jewish National Fund (Keren Kayemeth LeIsrael)
notes:
“Since its establishment in
1901, KKL-JNF has served as trustee in the name of the Jewish people over the
Jewish lands of Israel.” The site also lists the JNF’s principal activities,
which include afforestation, the construction of reservoirs and dams, the
restoration of polluted streams, settlement activities and the creation of
walking and bicycle trails.
The Jewish National Fund Law
was passed by the Knesset in 1953 and was intended to formalize the JNF’s
activities in Israel, because the organization was incorporated overseas nearly
half a century before the creation of the State of Israel in 1948. In addition,
the state and the JNF signed a charter in 1961 to regulate the JNF’s
activities. Nonetheless, Israel’s Freedom of Information Law does not
apply to the JNF. At first glance, this fact is astonishing. Why is an
organization that engages in activities that are of such substantive importance
to Israeli society and which “has served as trustee in the name of the Jewish
people over the Jewish lands of Israel,” not accountable to the Israeli public
for its operations? There is a simple explanation for this apparently
glaring lacuna. The Freedom of Information Law lists organizations and agencies
to which it does not apply the JNF is one of them. Since the JNF is an
organization whose activities are regulated by a specific law, it would have
been reasonable to assume that the Freedom of Information Law should also apply
to it. However, a district court has ruled (in order to remove any possible
doubt) that the JNF was not established by a law passed by the Knesset.
The JNF Law of 1953 does not
define the JNF’s areas of activity, its powers, its obligations or its
privileges the law was simply intended to transfer the JNF from the status of a
foreign association to that of a local one so that its property (namely, land)
could be registered in the JNF’s name following the creation of the state.
Thus, according to the District Court’s ruling, the JNF is not a public body
for the purposes of the Freedom of Information Law.
A technical review of that
law’s applicability vis-a-vis the JNF does, in fact, lead to the conclusion
that the law does not apply to that body. Is it not then time to conduct a more
thorough examination of this issue? In addition to the JNF, there are other
bodies to which the Freedom of Information Law does not apply, for example the
Jewish Agency for Israel, political parties, media agencies and, until
recently, local soccer's ruling body the Israel Football Association (the issue
of the IFA’s obligation of transparency is currently the subject of a
legislative process in the Knesset). But where should the line be drawn?
Why should there be a deviation from the restrictions established by Israel’s
legislature? Will not the extension of the Freedom of Information Law create a
slippery slope that could lead to increased demands for transparency on the
part of private organizations, even private individuals? The line that can
be drawn between the law’s application to bodies such as the JNF and its
application to private companies is crooked and certainly not short. The law’s application
to the JNF is, however, a necessary step in view of the JNF’s areas of
activities and its impact on the economy and society. For instance, the charter
signed between the JNF and the state created a council whose role is to
determine the JNF’s policies on land issues, to approve the budget of the
Israel Lands Administration and to supervise the ILA’s activities. The council
consists of 13 persons and is headed by a cabinet minister. Six of its members
are appointed in accordance with a recommendation from the JNF. Could one think
of any clearer example of the JNF’s involvement in substantive political and
social questions? The time has come for a review of the application of the
stringent requirements of transparency to such bodies as the JNF, which are ostensibly
private but operate extensively in the public arena and on the public’s behalf,
or so they claim. The JNF, which has recently been the subject of headlines on
various issues, must be a body to which the principles of public law, including
accountability and transparency, must apply. The present situation in which the
JNF operates in the public arena but is not accountable to the public is
untenable and deals a severe blow to the principle of proper management.
Attorney Alona Winograd is the
executive director of the Movement for Freedom of Information in Israel.
Von: Izzeddin Musa 08.07.2013 um 23:18 Uhr
AntwortenLöschenLieber Freund Günter,
ich kann Dein Unmut und Frust verstehen. Was der sog. "SPD" mit dieser Führungstruppe angeht, kann man auf keinen Hut bringen. Sie ist einfach irrelevant. Es lohnt in der Tat überhaupt nicht, auch nur ein Wort an sie zu schreiben. Das ist eben ein Wort zu viel. Es handelt sich nämlich um total vergeudete Zeit. Was hat bloß die Sozialdemokratie nur verbrochen, dass sie so eine irreführende Truppe bekommt? Ich denk, es handelt sich dort nur um ein Irrenhaus. Willy Brandt dreht sich nicht nur in seinem Grab, wenn er zusieht, was in dem Haus, das seinen Namen trägt, geschieht, nein er quält sich ununterbrochen.
Die Irren in dem Haus, dass nicht mehr "Willy Brandt Haus" heißen dürfte, glauben, wenn sie sich den Zionisten unterwerfen und ihnen in den Hintern kriechen, bekämen sie mehr Chancen auf den Thron. Arme Wichte.
Beispiel für grenzenlose Dummheit. Steinbrück rechnet, in einer fulminanten Rede im Bundestag, mit Merkel ab und zählt alle ihre Fehler in der Eurokrise auf. Hat aber am Schluss vergessen zu erwähnen, dass dieselbe NEO-SPD (auch die Grünen) alles mitgetragen hat. Wer die Zuhörer für saudumm hält, kann natürlich nur er der Oberblöde sein.
Nein, diese Partei, die sich den Namen "Sozialdemokratische Partei Deutschland" zu Unrecht übergestülpt hat, kann mir keine politische Heimat mehr bieten.
Meinen Austritt werde ich in den nächsten Tagen an Fr. Nahles schicken. Wenn Du einverstanden bist, werde ich auf die klägliche Korrespondenz zwischen dir und den Vorstand, auch auf unseren gemeinsamen Brief, verweisen.
Beste Grüße
Izzeddin