Die Evagelische Akademie Tutzing war, während der Zeit von Dr. Greiner, als Leiter der Akademie, mit dem ich mich gut verstanden habe, bekannt für Meinungsvielfalt und -freiheit. Das zeichnete sie stets aus und so habe ich sie immer gekannt. Für mich, und meistens mit Familie angereist, wurde immer im Schloß für Unterkunft reserviert. Einer der Mitarbeiter damals, Dr. Jochen Wagner, war sehr zionistisch angehaucht und israellastig. Öfter gab mit ihm ein Eklat, jedoch wurde er von Dr. Greiner im Zaun gehalten. Meinungsfreiheit hatte stets dort Vorrang, obwohl viele Zionisten an Tagungen teilgenommen hatten. Beim Verlauf der Tagungen über den Nahost-Konflikt tendierten die Teilnehmer für die Anliegen der Palästinenser, da sie, ob Palästinenser oder Deutsche, die referierten oder zu Wort kamen, hatten stets die besseren Argumente. Sie argumentierten immer mit dem Völkerrecht, Menschenrechte, Genfer Konvention, Resolutionen der Staatengemeinschaft u.a.m. wogegen die zionistische Seite und ihre Sayanim mit Scheinargumenten leer da standen.
Es scheint, dass sich in der Akademie inzwischen eine Umwandlung vollzogen zu haben, deshalb schrieb ich untenstehende Mail an den gegenwärtigen Leiter, Herr Hahn, der, eine genehmigte Tagung wieder stornierte!!!
19.04.2017
um
17:20 Uhr
Sehr geehrter Herr Hahn,
seit Anfang der neunziger Jahre,
als Dr. Friedemann Greiner die Evangelische Akademie Tutzing leitete,
war ich dort eine Art Dauergast, wenn es um Themen des Nahen Ostens
ging. Es fand stets eine offene Diskussion und Dialog statt. Die freie
Meinungsäußerung hatte dort absolute Priorität, auch wenn des öfteren
heftige Diskussionen stattgefunden haben. Die Evangelische Akademie in
Tutzing war das Mekka für Intellektuelle und angesehene Persönlichkeiten
aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und anderen Sparten.
Durch einen Schwerstunfall im Jan. 2008 bin ich nun verhindert, an Tagungen dort teilzunehmen. Inzwischen ist Dr. Greiner in den verdienten Ruhestand gegangen und Sie folgten ihm als Leiter. Nun höre ich, dass Sie, dem Druck der Israellobby nachgegeben haben und, eine bereits geplante Tagung über die Nahost-Problematik, wieder storniert haben.
Dieses Vorgehen schockierend
betrachte ich als eine massive Schädigung für den Ruf und die
Meinungsfreiheit, die Ihre Akademie stets hochgehalten und praktiziert
hat. Der freie Dialog zur Verständigung bringt die Menschen einander
näher und wirkt Friedensfördernd. Sie dürfen solche Tagungen nicht zum
Schweigen bringen. Bitte bewahren Sie das Erbe der Akademie zur freien
Meinungsäußerung und zerstören Sie sie nicht. Das wäre durch nichts zu
entschuldigen.
Ich hoffe, Sie handeln in diesem Sinne, wofür ich Ihnen bereits heute danke, wenn Sie den Druck von Außen, der Rufschädigend wirkt, widerstehen werden.
Dr. Izzeddin Musa
Anschrift u. KontaktdatenKommentar und Zuspruch eines Freundes:
Lieber Izzedin,
Dein Brief an Herrn Hahn ist exzellent! Denn Du öffnest ihm die von ihm vorher offensichtlich bereits zugeschlagene Hintertür.... Inch'a Allah!
Liebe Grüße
Günter
Ich möchte hier den Brief von Prof. Moshe Zuckermann, der als Referierender eingelanden war, wiedergeben:
Prof. Dr. Moshe Zimmermann, Koebner
Chair, emeritus
19. April 2017
Herrn
Landesbischof
Dr. Heinrich Bedford-Strohm
Herrn
Akademiedirektor
Udo Hahn
Sehr
geehrter Herr Landesbischof Bedford-Strohm, sehr geehrter Herr Hahn,
für den 12. bis 14. Mai 2017 hatte die Evangelische
Akademie Tutzing in Kooperation mit der Evangelischen Stadtakademie München und
der Petra Kelly-Stiftung ein Symposium zum Thema "Nahostpolitik im
Spannungsdreieck. Israelisch-palästinensische Friedensgruppen als Lernorte für
deutsche Politik?" geplant. Zu dieser Tagung wurden wir, friedensbewegte
Israelis und Palästinenser, wie auch deutsche Politiker, Journalisten und
Intellektuelle von den Veranstaltern eingeladen.
Am 12. April erreichte uns die Mitteilung von Frau
Dr. Ulrike Haerendel aus Tutzing, dass
nach schwierigen Diskussionen und heftiger Kritik Herr Direktor Hahn das
Tagungsprojekt verschoben hat. Auf der Website der Evangelischen Akademie
Tutzing wurde dann erklärt, dass es „nicht gelungen ist, alle für das Thema maßgeblichen
Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in angemessener Zahl zu gewinnen.“
Das Programm stand jedoch bereits im Februar d.J. fest.
Wir fragen uns, von wem die Kritik gekommen ist, und vor
allem, warum diese späte Kritik zur Stornierung der Tagung führen konnte. Es
ist anzunehmen, dass es sich hier um einen weiteren Versuch handelt, die
kritischen Stimmen aus dem Nahen Osten auch in Deutschland zum Schweigen zu
bringen.
Wir, die zur Tagung eingeladenen Intellektuellen aus
Palästina und Israel, sind davon überzeugt, dass die Zukunft unserer Völker auf
der Hoffnung beruht, über den Dialog zur Verständigung zu kommen, und dass wir
auf Zusammenarbeit angewiesen sind . Wir sind nicht alle derselben politischen
Meinung, wissen aber, dass der Weg zur Lösung des Nahostproblems nur über
offene Diskussionen führen kann. Der Zustand der Besatzung und der seit einem
halben Jahrhundert existierende Status quo führen ins Desaster. Eine solche
Tagung der intensiven Begegnung hätte eine seltene Gelegenheit zur Diskussion
geboten. Bekanntlich ist das in Israel oder in Palästina wegen der politischen
Umstände unmöglich.
Die Begründung für die Absage der Tagung lässt vermuten,
dass sich unsere deutschen Gastgeber an die Haltung der offiziellen
israelischen Politik angepasst haben, die die Befürworter des Friedens für
illegitim hält. Das betrübt und schockiert uns. Statt von Europa aus die
Friedensbemühungen zu unterstützen, wird hier gegenüber den Hardlinern
nachgegeben. Wir betrachten das nicht als einen Beitrag zum Frieden, sondern
vielmehr als eine Fortsetzung der Konfliktlogik, die schon seit Jahrzehnten zu
keinem Ergebnis führt.
Dass eine deutsche evangelische Akademie in einem Land,
dessen Verfassung die Meinungsfreiheit fest verankert hat, daran teilnimmt, die
Meinungsfreiheit von Friedensbewegten aus dem Nahen Osten zu verletzen,
bestürzt uns. Die israelische Besatzungspolitik zu kritisieren und das
palästinensische Recht auf nationale Selbstbestimmung zu befürworten, ist nicht
mit Antisemitismus gleichzusetzen und somit durch die Meinungsfreiheit
geschützt.
Die späte und plötzliche Stornierung der Tagung kann also
aus sachlichen Gründen nicht gerechtfertigt werden. Wir bringen hiermit unsere
Bestürzung zum Ausdruck und werden uns darum bemühen, die Diskussion um diese
Entscheidung in die deutsche Öffentlichkeit hineinzutragen.
Mit
freundlichen Grüßen
gez. Moshe Zimmerman
Diesen
Brief, der ihnen in Englisch vorgelegen hat, unterzeichnen auch:
Salim
Altori, israelisch-beduinischer Wirtschaftswissenschaftler
und Wirtschaftsberater, Rahat
Bassam
Aramin, palästinensischer Sprecher des „Parents
Circle – Families Forum“, Ramallah
Ali Abu
Awwad, palästinensischer Aktivist und Pazifist,
Mitbegründer der „Roots“, Beit Ummar
Avraham
Burg, Israelischer Autor und Politiker (1999 –
2003 Sprecher der Knesset), Nataf
Robi
Damelin, israelische Sprecherin
des „Parents Circle – Families Forum“, Ramat Efal
Mohammad
Darawshe, Friedens- und Konfliktforscher, Director of
Planning, Equality and Shared Society in Givat Haviva
Lizzie
Doron, Schriftstellerin, Tel Aviv, Israel
Shaul
Judelman, israelischer Siedler, Rabbiner,
Lehrer und Friedensaktivist, Tekoa
Sulaiman
Khatib, palästinensischer Mitbegründer von
„Combatants for Peace“, Ramallah
Oren
Yiftachel, Professor für politische
Geographie, Stadtplanung und Politikwissenschaft an der Ben-Gurion-Universität
des Negev, Beersheva
Yehudit
Yinhar, israelische Künstlerin und Berliner
Repräsentantin von Combatants for Peace, Berlin
Ziad
Abu Zayyad, Rechtsanwalt, ehem.
Mitglied der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mitherausgeber des
“Palestine-Israel Journal”, Al-Eizariya
Sehr geehrter Herr Dr. Musa,
vielen
Dank für Ihre Nachricht. Ich bitte um Nachsicht, dass ich mich erst
heute bei Ihnen melde. Dies gleich vorweg: Ich verstehe Ihre
Enttäuschung, dass eine Tagung nicht stattfindet, die bei Ihnen so große
Erwartungen geweckt hat.
Erlauben Sie mir bitte, dass ich zunächst wiederhole, was ich zum Thema bereits an anderer Stelle ausführte:
„Die
Evangelische Akademie Tutzing bietet einen Raum für den
unvoreingenommenen Diskurs. Ihre Aufgabe ist es, die Suche nach Lösungen
von Themen und Konflikten zu fördern. In Wahrnehmung dieses Auftrags
hat sich die Akademie in ihrer 70-jährigen Geschichte zu einem
geschätzten Ort entwickelt, von dem zahlreiche Impulse ausgegangen sind.
Um Verständigung zu fördern, plante die Akademie – zusammen mit
Kooperationspartnern – vom 12. bis 14. Mai die Tagung „Nahost im
Spannungsdreieck. Israelisch-palästinensische Friedensgruppen als
Lernorte für die deutsche Politik?“ durchzuführen. Wir haben uns jetzt
entschieden, diese Tagung zu verschieben, da es uns nicht gelungen ist,
alle für das Thema maßgeblichen Gesprächspartnerinnen und
Gesprächspartner in angemessener Zahl zu gewinnen. Wir werden das Thema
zu gegebener Zeit wieder aufgreifen.“
Tatsächlich
kommt es immer mal wieder vor, dass wir Tagungen verschieben. Bei
achtzig, neunzig Veranstaltungen pro Jahr aus den Bereichen Politik,
Wirtschaft, Kultur, Medien, Theologie, Philosophie usw. ist das beinahe
unvermeidlich. Die Qualitätssicherung unserer Arbeit ist hier unser
Leitmotiv. Dabei kann es auch dazu kommen, dass wir – wie im konkreten
Fall – am Ende zu einer anderen Auffassung kommen, als unsere
Kooperationspartner. Die daraus entstehenden Fragen diskutieren wir auch
in jedem anderen Fall intern. Und so bitte ich um Ihr Verständnis, dass
ich auf die Fragen, die Sie mir stellen, hier nicht näher eingehen
möchte.
Generell
wünsche ich mir in der aktuellen Debatte einen gemäßigteren Ton. Die
Enttäuschung verstehe ich, aber es gibt keinen Grund, unser Haus
neuerdings als Ort der Unfreiheit zu brandmarken. Wer unsere
vielfältigen Veranstaltungsangebote kennt, weiß, was wir bieten. Aus dem
Scheitern eines Vorhabens derartige Schlüsse zu ziehen, halte ich nicht
nur für unangemessen – ich weise sie auch entschieden zurück.
Vielmehr
halte ich es für zwingend, dass wir uns gemeinsam um Verständigung
bemühen. Wie ich aus dem aktuellen Anlass lerne, ist genau dies
besonders schwer. Dass es uns nicht gelungen ist, die Vermittlerrolle so
auszuüben, dass sich alle eingeladen und wertgeschätzt fühlen, schmerzt
mich persönlich sehr. Zugleich hoffe ich, dass mit gemeinsamen
Bemühungen wahr wird, was der Volksmund so reimt: aufgeschoben ist nicht
aufgehoben.
Mit freundlichen Grüßen
Udo Hahn
Udo HahnAkademiedirektor
Am 05.05.2017 habe ich erwidert:
Sehr geehrter Herr Hahn,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Dass Sie die Tagung mit der Begründung, „es sei nicht gelungen, alle für
das Thema maßgeblichen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in angemessener
Zahl zu gewinnen", verschoben haben, wie sie schreiben, ist schwer
nachvollziehbar. Denn die geladenen Referentinnen und Referenten sind alle
ausnahmslos auf internationalem Terrain namhaft und mit makellosem Leumund,
darunter die Professoren Zuckermann und
Zimmermann, Ziad Abu Zayyad,
Avraham Burg, Lizzie Doron, Sulaiman Khatib, Bassam Aramin,
Robi Damelin; Yehudit Yinhar, Salim Altori, Prof. Oren Yiftachel u.v.a.m.
So eine hochrangige Zusammenstellung
werden Sie m. E. nicht mehr hinbekommen.
Die Vermutung liegt nahe, dass Druck von außen die Ursache ist, so dass
sich die deutschen Gastgeber soweit an die Haltung der offiziellen israelischen
Politik angepasst haben.
Ihre Beschwichtigung: „Wir werden das Thema zu gegebener Zeit wieder
aufgreifen“, lässt erahnen, dass die Verschiebung auf den Sankt Nimmerleinstag
gelandet ist. Denn, in diesem Jahr, soweit ich erfahren konnte, gibt es keine
Termine mehr.
Mit dieser Haltung hat die hoch gehaltene Meinungsfreiheit von der
Akademie großen Schaden erlitten.
Wenn Sie schreiben: „Generell wünsche ich mir in der aktuellen Debatte
einen gemäßigteren Ton. Die Enttäuschung verstehe ich, aber es gibt keinen
Grund, unser Haus neuerdings als Ort der Unfreiheit zu brandmarken. Wer unsere
vielfältigen Veranstaltungsangebote kennt, weiß, was wir bieten. Aus dem
Scheitern eines Vorhabens derartige Schlüsse zu ziehen, halte ich nicht nur für
unangemessen – ich weise sie auch entschieden zurück“, diesen verallgemeinerten
Vorwurf lasse ich nicht auf mir sitzen und weise ihn entschieden zurück. Ich
habe den Eindruck, Sie haben mein Schreiben nicht richtig gelesen. Ich erlaube
mir zu empfehlen, meine Zeilen noch einmal genau zu lesen. Aber wenn Sie ein
Standardschreiben mit diesem Satz verfasst haben, den Sie an jeden Protestierer
schicken, kann ich dieses Vorgehen, mit Verlaub, nur als Armutszeugnis
betrachten. Ich habe versucht, eine Tür offen zu lassen, aber Sie haben sie
ohne Bedenken zugeschlagen.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf Eklats während mancher Tagungen hinweisen.
Dr. Jochen Wagner war auch zu Zeiten Dr. Greiners ein Mitarbeiter der Akademie.
Wie es den Teilnehmern erschien, war er der israelischen Besatzungspolitik
bestens angepasst. Den Ruf von zionistischen Tagungsteilnehmern folgend,
kontrollierte er ausgelegte Informationen und Bücher auf ihren israelkritischen
Inhalt und sorgte damit für Eklats und Kontroversen. Der Leiter der Akademie
Dr. Greiner hielte ihn stets im Rahmen und ließ souverän die Meinungsfreiheit
für alle gleichermaßen gelten. Dr. Wagner ist immer noch ein Mitarbeiter der
Ev. Akademie.
Ich wünsche der Akademie ein Zurück zu alten Zeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Izzeddin Musa
Hier ein Link in gleicher Sache:
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