Offener Brief an
Thomas Quasthoff
23. Januar 2011
Sehr geehrter Herr Quasthoff,
wie in mehreren deutschen Medien zu lesen war, werden Sie im Februar 2011
erstmalig in Israel auftreten – gemeinsam mit dem Israelischen Philharmonischen
Orchester (IPO) unter Leitung von Zubin Mehta.
Auf Ihrem Programm stehen unter anderem die Kindertotenlieder von Gustav
Mahler.
Wie schon andere vor uns möchten wir Sie
nachhaltig bitten zu überdenken, ob Sie wirklich den heutigen Staat Israel mit
Ihrer begnadeten Stimme unterstützen möchten. So zumindest ist Ihr Auftritt mit
dem IPO zu interpretieren. Wir sagen dies nicht einfach so dahin – das IPO
sieht das so. So heißt es auf der Internetseite des Orchesters, bei der
Darstellung der Zeit zwischen 1947 und 1956, dass in dieser Dekade „einige der
berühmtesten Künstler gekommen“ seien, um sich „durch das Orchester mit dem
Staat Israel zu identifizieren.“ (www.ipo.co.il/eng/About/History/.aspx)
Ist Ihnen wirklich daran gelegen, sich als unabhängiger Künstler vor den Karren des Staates Israel, damit eben auch seiner Politik, spannen zu lassen, während weltweit Menschen der vielen Toten des israelischen Überfalls auf Gaza im Winter 2008 / 2009 gedenken?
Ist Ihnen wirklich daran gelegen, sich als unabhängiger Künstler vor den Karren des Staates Israel, damit eben auch seiner Politik, spannen zu lassen, während weltweit Menschen der vielen Toten des israelischen Überfalls auf Gaza im Winter 2008 / 2009 gedenken?
In seinem jüngsten Bericht an die Generalversammlung der Vereinten Nationen
kritisierte der UN-Sonderberichterstatter und Völkerrechtler Richard Falk die
Tendenz der internationalen Gemeinschaft, die Übergriffe gegen die unter
israelischer Militärkontrolle im Westjordanland und in Ostjerusalem lebenden
Palästinenser nicht zur Kenntnis zu nehmen. Wegen dieser Übergriffe trägt die
israelische Besatzung zunehmend die Züge von Apartheid. Richard Falk weist
darauf hin, dass die Palästinenser zum Beispiel von der Benutzung der Straßen
ausgeschlossen sind, die den Bewohnern der benachbarten, völkerrechtswidrigen
und aus ideologischen Gründen nur Juden vorbehaltenen Siedlungen zur Verfügung
stehen.
Im Hinblick auf Ihr geplantes Gastspiel bedeutet die israelische
Apartheidpolitik auch, dass diejenigen palästinensischen Bewunderer Ihrer
Kunst, die unter israelischer Besatzung leben, nicht nach Tel Aviv kommen
können, um Sie singen zu hören: Das Gesetz verbietet es ihnen und Mauern,
Zäune und Checkpoints hindern sie daran.
Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat in seinem Gutachten vom Juli
2004 den israelischen Mauerbau in den besetzten palästinensischen Gebieten für
illegal erklärt, alle israelischen Siedlungen in den besetzten
palästinensischen Gebieten, einschließlich Ost-Jerusalems für rechtswidrig
erklärt und festgehalten, daß die von der Besatzungsmacht Israel ergriffenen
Maßnahmen zur Änderung des Rechtsstatus und der demografischen Zusammensetzung
des besetzten Ost-Jerusalems keine rechtliche Gültigkeit besitzen und null und
nichtig sind.
Bis heute missachtet Israel dieses Gutachten. Im Gegenteil: Der Mauerbau
wurde nahezu vollendet, der Ausbau jüdischer Siedlungen geht unverzüglich
weiter, in Ost-Jerusalem betreibt Israel eine Politik der Enteignung und
Vertreibung der einheimischen palästinensischen Bevölkerung der Stadt.
Die palästinensische Zivilgesellschaft hat im Juli 2005, ein Jahr nach dem
Gutachten des IGH, dazu aufgerufen, gegen Israel solange Boykott,
Desinvestitionen und Sanktionen (BDS) zu verhängen, bis Israel dem internationalen
Recht, also auch seine Verpflichtung umsetzt, den Palästinensern das
unveräußerliche Recht auf Selbstbestimmung zuzugestehen.
Zu dieser inzwischen weltweiten gewaltlosen Bewegung gehören u.a. die
Regisseure Mike Leigh und Ken Loach, 180 Künstler aus Irland, 500 aus Montreal,
auch die internationale Vereinigung der Künstler gegen Apartheid. Unter
ihnen sind Juden und Israelis, die nicht mehr hinnehmen wollen, dass Israel
ständig versucht, seine Verletzungen der palästinensischen Menschenrechte hinter
einer Fassade der Normalität zu verbergen.
In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat die Ächtung der
Apartheid-Politik Südafrikas durch die meisten Länder der Welt dazu geführt,
dass diese Politik beendet und eine Regierung etabliert wurde, in der alle
Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt vertreten sind. Gerade die Weigerung
vieler Kulturschaffender, Universitäten und Sportorganisationen hat in
besonderem Maß zu dieser Veränderung beigetragen. Sehr geehrter Herr
Quasthoff, wir bitten Sie dringend, Ihr Gastspiel in Israel abzusagen.Erteilen
Sie der israelischen Politik von Apartheid, Unterdrückung und Besatzung eine
Absage.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Itaf Al-Abbadi, Wachtberg
Ehrhardt Arendt, Dortmund
Ruth Asfour ,Offenbach
Dr. Inge Bartke-Anders
Winfried Belz
Juliane Bieberstein
Heinrich Brüggemann
Marlies Brüggemann
Christel Buchinger, Berlin
Dr. Annelise Butterweck
Erika Christmann
Norbert Christmann
Dr. Rainer Duhm
Hanja Van Dyck
Martin Forberg
Doris Ghannam
Sieglinde Gravenhorst
Hans Haußmann
Evelyn Hecht-Galinski
Dr. Thomas Hohnerlein, Berlin
Dietrich Hyprath, Sant Josep (Spanien)
Souhail Kahla für Palestinian Students for Peace
Claudia Karas
Dieter Kaltenhäuser
Elisabeth Kaltenhäuser
Dr. Kate P. Katzenstein-Leiterer
Ursel Kammann
Dagmar Kirsche
Annette Klepzig
Marianne Kluge
Manfred Lotze
Brigitte Maske, Bielefeld
Dr. Hajo G. Meyer, Überlebender von 10 Monaten in Auschwitz
Dr. Izzeddin Musa, Wachtberg, Vors. G.H.U.P. e.V.
Haret Musa, Wachtberg
Sarah Musa, Wachtberg
Gertrud Nehls für den Arbeitskreis Nahost Hagen
Rosemarie zur Nieden
Fatima Radjaie
Ellen Rohlfs, Leer, Mitglied von Gush Shalom
Prof.Dr. Werner Ruf
Ingrid Rumpf
Günter Schenk, Strasbourg
Martin Selzer
Gudrun Ullmann
Siegfried Ullmann
Rüdiger Vehof, Bonn
Dr. Viktoria Waltz
Sabine Werner
Ehrhardt Arendt, Dortmund
Ruth Asfour ,Offenbach
Dr. Inge Bartke-Anders
Winfried Belz
Juliane Bieberstein
Heinrich Brüggemann
Marlies Brüggemann
Christel Buchinger, Berlin
Dr. Annelise Butterweck
Erika Christmann
Norbert Christmann
Dr. Rainer Duhm
Hanja Van Dyck
Martin Forberg
Doris Ghannam
Sieglinde Gravenhorst
Hans Haußmann
Evelyn Hecht-Galinski
Dr. Thomas Hohnerlein, Berlin
Dietrich Hyprath, Sant Josep (Spanien)
Souhail Kahla für Palestinian Students for Peace
Claudia Karas
Dieter Kaltenhäuser
Elisabeth Kaltenhäuser
Dr. Kate P. Katzenstein-Leiterer
Ursel Kammann
Dagmar Kirsche
Annette Klepzig
Marianne Kluge
Manfred Lotze
Brigitte Maske, Bielefeld
Dr. Hajo G. Meyer, Überlebender von 10 Monaten in Auschwitz
Dr. Izzeddin Musa, Wachtberg, Vors. G.H.U.P. e.V.
Haret Musa, Wachtberg
Sarah Musa, Wachtberg
Gertrud Nehls für den Arbeitskreis Nahost Hagen
Rosemarie zur Nieden
Fatima Radjaie
Ellen Rohlfs, Leer, Mitglied von Gush Shalom
Prof.Dr. Werner Ruf
Ingrid Rumpf
Günter Schenk, Strasbourg
Martin Selzer
Gudrun Ullmann
Siegfried Ullmann
Rüdiger Vehof, Bonn
Dr. Viktoria Waltz
Sabine Werner
AK Nahost Berlin
BDS-Gruppe Berlin
Berlin Academic Boycott
Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. (EJJP)
Münsteraner AK für Frieden in Palästina und Israel
Nakba-Gruppe Bonn
Palästina/Nahost-Initiative Heidelberg
BDS-Gruppe Berlin
Berlin Academic Boycott
Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. (EJJP)
Münsteraner AK für Frieden in Palästina und Israel
Nakba-Gruppe Bonn
Palästina/Nahost-Initiative Heidelberg
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