277 Tage bis zum Sieg
und eine andere kleine Geschichte
und eine andere kleine Geschichte
So lange hat der Hungerstreik von Samer Issawi
in den menschenverachtenden israelischen Folteranstalten gedauert, bis er die Nase der Besatzer in
den Dreck zog und deren unerträgliche Arroganz gebrochen hat. Nach 277 Tagen
Leer-Magen-Standhaftigkeit beendete Issawi seinen Hungerstreik und zwang den
Besatzer auf seine Bedingungen einzugehen. Sein Anwalt
vereinbarte am 23. April mit der
zionistischen Militär-Staatsanwaltschaft, wenn Issawi seinen Hungerstreik
beenden würde, käme er nach acht Monaten frei. Israel wollte ihn schon am
Anfang frei lassen. Bedingung war: Er müsste nach Gaza, in ein arabisches oder
irgend ein europäisches Land, nur nicht nach Issawiya, sein Heimatort, wovon er seinen Namen trägt, im besetzten
Jerusalem, zu seiner Mutter und Familie.
Dort ist er geboren, dort lebte er und dafür kämpfte er. Er lehnte ab und beharrte darauf, nur in senem Dorf zurück zu gehen, und
die Besatzungsmacht müsste sich schließlich seiner Forderung beugen. Darauf
beendete heute der Hungrige seinen Hungerstreik. Als die Nachricht bekannt
wurde, strömten die Gratulanten in das Haus der Familie, um den Sieg, über die
Arroganz der Macht, zu feiern. Das ist ein Sieg für die Würde, für das
Rückkehrrecht und für alle freiheitlichen Menschen.
Aber warum darf Issawi erst nach acht Monaten raus, die jetzt nicht enden
werden wollen und ihm wie eine Ewigkeit vorkommen müssten? Ganz einfach: Das
zionistische Apartheidregime ist so edel, dass es den tiefgläubigen Muslim am
23. Dezember nach Hause schicken möchte, genau gesagt, ein Tag vor
Weihnachten, damit er „Heiligabend“ im Kreise der Familie besinnlich und
fröhlich feiern kann. Für Geschenke hat er ja einen ganzen Tag Zeit. Sicherlich
wüsste er das zu schätzen und hat sich für diese edle Geste endlos bedankt!!!
Wer weiß, ob Israel seine Abmachung einhält. Wir wissen, dass Israel
weder gegebenes Wort, Versprechen, Vertrag, Vereinbarung
oder Abkommen noch Abmachung eingehalten, und erst recht keine Resolution je respektiert hat..
Warum sollte es jetzt eine Ausnahme machen? Israel ist nie verlegen, wenn es
darum geht, Vereinbartes nicht einzuhalten. Jitzchak Rabin hat es uns einmal
demonstriert, als er eine vereinbarte Verhandlungsrunde mit den Palästinensern
absagte (nach den Osloer Abkommen, d. Red.), kommentierte er wie folgt:
„Vereinbarungen sind doch nicht heilig, dass man sie einhalten muss“. Mit
anderen Worten, vieles könnte bis zum 23. Dezember passieren und dazwischen
kommen. Zum Beispiel, Israel gibt vor, Issawi hätte etwas verbrochen. Also
bleibt er länger in Haft. Oder er bekommt etwas verabreicht, so dass er die
Gefängnismauern in einem Sarg verlassen würde! Todesursache: Herzversagen! Das ist nicht neu in israelischen Gewaltanstalten.
Wenn man genau hinhört, wenn der
zionistisch-khasarische Mob über die palästinensischen Eindringlinge oder die
Araber im allgemeinen redet, dann trieft es nur so vor nacktem Hass und Rassismus.
Der Gott hat diesen Khasaren das Land nie versprochen. Das ist ein
Geschichtsirrtum, dem sie aufgesessen sind. Eine Geschichtslüge und -klitterung, weiter nicht.
Ich hoffe, dass meine Befürchtungen sich nicht bewahrheiten werden. Aber
diese Erfahrungen haben wir, bei dieser unmenschliche Bestie Israel, immer wieder machen
müssen. Israel ist eine einsame Weltklasse für kurioseste
Überraschungen. Und die Welt schaut zu!
Eine weitere Tragödie israelischer unmenschlicher Willkür und Grausamkeit:
Heute, am selben Tag wie Samer Issawi, kam auch, nach den 18 Tagen
Psycho-Terror, seelischer wie körperlicher Folter, hinter den Gefängnismauern
Ofer, der zwölfjährige Schüler Ahmad Gawabreh frei.
Vor 18 Tagen hat die
Besatzungsmacht das Kind aus seinem Haus im Flüchtlinslager al-Arrub in Hebron
festgenommen. Die Bilder bei der Festnahme zeigen zunächst wie das Kind und seine Mutter
die Soldaten der Besatzungsmacht inständig gebeten haben, die Festnahme um einen Tag zu
verschieben, da der Junge am morgen eine Prüfung in der Schule hat. Die Soldaten
haben all die Bitten überhört, und wie erwartet, abgelehnt.
In einem TV-Interview (Link unten, jedoch leider nicht abrufbar) erzählt uns das Kind Ahmad Gawabreh seine Geschichte:
TV: Wir danken Gott, dich heile wieder zu sehen. Kannst du uns nun erzählen
was mit dir im Gefängnis geschah?
Ahmad: Um drei morgens klopfte es bei uns an der Tür. Mein älterer Bruder machte
auf. Da standen mehrere israelische Soldaten vor der Tür. Sie fragten ihn: Bist
du Ahmad. Nein, Ahmad ist mein Bruder, sagte er. Sie drangen rein. Inzwischen
kam ich dazu und sie fragten mich, wie alt ich sei? Zwölf, habe ich erwidert.
Sie verlangten nach meinem Ausweis, den ich ihnen dann gab. Sie sagten, du bist
fünfzehn und keine zwölf. Das stimmt natürlich nicht, sie logen. Ich sollte
mich anziehen, weil sie mich mitnehmen wollen. Ich habe gesagt, ich kann nicht
mit euch gehen, weil ich morgen eine Prüfung habe. Nein, du gehst mit,
erwiderten sie. Nein, ich gehe nicht mit. Da haben sie mich mit Gewalt gezehrt. An der Tür habe ich gebeten, mich wenigstens anzuziehen. Bei dem
Militärfahrzeug haben sie mich vor die Kamera im Wagen gesetzt, die sie dann
ausschalteten, Fahrzeugtüre zuschlugen, mir dann die Augen verbunden und auf
dem Boden geworfen. Dann sind sie mit uns zur Polizeistation gefahren. Dort ließen sie uns (es waren noch zwei weitere festgenommene Kinder dabei) über eine
Stunde in der Kälte draußen sitzen. Danach sind sie mit uns zu einem
Krankenhaus gefahren. Dort haben sie mir die Binde von den Augen genommen und
ich wurde gefragt, ob ich irgendwelche Krankheiten hätte. Nein, habe ich gesagt.
Nach der Untersuchung haben sie uns wieder die Augen verbunden und wir müssten
wieder draußen in der Kälte sitzen, bis sechs Uhr morgens. Dann kam einer zu mir und fragte nach meinem
Namen. Ich antwortete, Ahmad Gawabreh. Und woher kommst du? Ich wiederum, aus
al-Arrub. Er sagte, wenn du mit mir ehrlich bist, werde ich mit dir ehrlich
sein. Ich wiederholte, wenn auch du mit mir ehrlich bist, werde ich ehrlich mit
dir sein. Er fragte: Hast du Steine geschmissen? Ich verneinte. Er sagte, ich
habe aber hier einen Augenzeugen, der das bezeugen kann. Ich erwiderte, wie
soll ich ihn erkennen, wenn meine Augen verbunden sind? Darauf nahm er mir die Augenbinde weg und
fragte: kennst du ihn? Ich verneinte wieder. Darauf er, ich werde nicht mehr
ehrlich mit dir sein. Darauf ich: ich auch nicht mit dir. Danach nahm er mich
zu einem Raum und sagte, hörst du hier die Schreie von oben, von jemand der
geschlagen wird? Ja ich höre, und er sagte, so werden wir dich schlagen, wenn
du nicht die Wahrheit sagst. Ich sagte: Das kannst du machen wie du willst.
TV: Ahmad, du warst also nicht ängstlich, während deiner Unterhaltung mit ihm?
Ahmad: Nein, war ich nicht. Es kamen dann
vier Soldaten in den Raum. Einer nahm einen Stock und fing an, mich zu
schlagen. Dann haben sie alle auf mich eingedroschen. Ich konnte es nicht mehr
aushalten, da habe ich zugegeben, dass ich zwei Steine geworfen habe.
Tatsächlich habe ich sie nicht geworfen, aber vor lauter Schläge, habe ich
gestanden, damit sie aufhören, mich zu schlagen (Steine werfen, welch ein
Verbrechen gegen die Menschlichkeit!?!). Nachdem ich gestanden hatte, zwei
Steine geworfen zu haben, legten sie mir die Augenbinde wieder an und zerrten
mich nach draußen. Inzwischen war es Mittags geworden. Sie ließen uns so lange
in der Sonne hocken bis zum Abend. Danach haben sie uns mitgenommen und auf
Metallbetten mit einer dünnen Decke geworfen. Wir konnten nicht schlafen. Um
ein Uhr nachts kamen sie wieder und wollten uns mitnehmen. Ich fragte: Wo
sollten wir hin? Nach Ofer (Gefängnis, d. Red.). Sie haben uns an Händen und
Füßen gefesselt. Wir müssten das Fahrzeug besteigen und sind Richtung Ofer
gefahren. Dort angekommen, müssten wir im Fahrzeug noch zwei Stunden sitzen
bleiben. Danach haben sie uns rein genommen. Dort müssten wir uns umziehen und
schäbige Kleider anziehen und müssten dann zum Trakt, wo wir bleiben sollten.
Dort warfen sie meine Kleidung auf dem Boden. Die anderen Gefangenen haben
meine Kleiderstücke aufgehoben und auf die Seite auf dem Boden getan. Danach
konnte ich bis morgens, vor lauter Müdigkeit und Folter, schlafen.
TV: Haben sie dich wieder, wegen dem Steinewerfen, vernommen, Ahmad?
Ahmad: Ja. Ich habe das mit den zwei
Steinen wiederholt bestätigt. Darauf sagten sie, nun wird dir der Prozess
gemacht. Am nächsten morgen haben sie mich an Händen und Füßen gefesselt und
zum Gericht mitgenommen. Nach einer vierstündigen Wartezeit, kam ich an die
Reihe und wurde dem Richter vorgeführt. Ständig schlugen sie währenddessen auf
mich ein. Und so ging die Zeit weiter, achtzehn Tage lang, bis ich entlassen
wurde. Am Tag der Entlassung kamen sie zu mir, ließen mich aber den ganzen Tag
in den Räumen warten, bis zum Nachmittag. Dann kamen sie zu mir, zerrten mich
und warfen mich vor den Gefängnistoren.
TV: Warum haben sie dich entlassen, etwa nachdem sie feststellten, dass du
kein Steinewerfer warst?
Ahmad: Nein, ich bin auf eine Kaution frei gekommen, mit der Auflage, dass ich
ein ganzes Jahr lang das Haus nicht verlassen darf. Also, Zwangshausarrest.
Nirgendwohin, nicht einmal zur Schule darf ich das Haus verlassen.
TV: Wer hat die Kaution bezahlt?
Ahmad: Meine Familie und der Anwalt. Die Israelis wollten zunächst 6.000 Schekel,
aber der Anwalt und der Dolmetscher haben gehandelt und gebeten, bis der
Richter mit 4.000 Schekel einverstanden war. Morgen habe ich wieder eine
Gerichtsverhandlung.
TV: Da du nicht einmal zur Schule darfst, hat deine Schule Verständnis? Hast du
sie kontaktiert?
Ahmad: Nein, ich darf ja gar nicht raus. Ich muss das Haus für ein ganzes Jahr
strikt hüten.
TV: Ahmad, nach allem was mit dir geschah, denkst du daran, irgendwie Steine
zu werfen in Zukunft, gegen die Besatzungsmacht, oder hat dich dieses
Erlebnis zurückgeschreckt?
Ahmad: Nein, nein, um Himmelswillen. Nach alledem was ich gesehen, erlebt und an Folter
erleiden müsste, werde ich so etwas nicht mehr tun.
Anmerkung
d. Red.: Israel ist eines der Vertragsstaaten, trotzdem vernachlässigt es das
Recht auf Bildung und Ausbildung für Kinder, eines der zehn Grundrechte der
Kinder, laut Kinderrechtskonvention.
TV: Ahmad, wir wünschen dir, dass du wieder zu deiner Schule gehen kannst und
alles Gute für deine Zukunft, wie allen Kindern dieser Welt. Danke für das
Gespräch mit dir aus Hebron.
Keiner in der Werte-Welt kann mehr behaupten, er wusste nichts. Wer darüber schweigt, macht
sich zum Komplizen.
Das Video ist leider nicht mehr abrufbar.
Dokumentiert: 25.04.2013
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