Samstag, 15. Januar 2022

Streit in Israels Regierung: Es geht um mehr als Bäume in der Wüste

 

Benjamin Hammer: „Es geht um mehr als Bäume in der Wüste“ 

 

Mein Schreiben  an den ARD-Korrespondenten Benjamin Hammer zu  seinem Bericht über die Vertreibung der Beduinen im Negev.

Martin Breidert



-------- Weitergeleitete Nachricht --------

Betreff:

Benjamin Hammer: „Es geht um mehr als Bäume in der Wüste“ (ARD-Tagesschau, 12.1. 2022)

Datum:

Thu, 13 Jan 2022 14:58:32 +0100

Von:

Martin Breidert <martin.breidert@gmx.de>

An:

Hammer, Benjamin <Benjamin.Hammer@ard-telaviv.de>


Streit in Israels Regierung: Es geht um mehr als Bäume in der Wüste

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-waelder-101.html

 

 

Sehr geehrter Herr Hammer,

mit der Überschrift „Es geht um mehr als Bäume in der Wüste“  in Ihrem ARD-Beitrag vom 12.01. 2022 haben Sie  völlig Recht. Es geht in Israel/Palästina um Land und damit um Vertreibung der Palästinenser aus ihren angestammten Wohngebieten,  ob es in Sheik Jarrah in Ostjerusalem, in Hebron, im Jordantal, in Bil'in, in Nabi Saleh oder innerhalb des Staates Israel um die Dörfer der Beduinen im Negev ist. Immer wollen Siedler oder der Staat Israel mit vielen Tricks, meist unterstützt von den staatlichen Gerichten, den Palästinensern völkerrechtswidrig ihr Land wegnehmen, dazu auch noch entschädigungslos. Dazu passen Ihre Bilder mit den vielen Soldaten.

Der scheinbar harmlose Jüdische Nationalfonds KKL spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Dass er in Deutschland als gemeinnützig und damit als steuerbegünstigt anerkannt ist, ist ein Skandal. Denn er missachtet Art. 3 Grundgesetz (Diskriminierungsverbot) und Art. 25 (Völkerrecht) schon immer in grober Weise, indem er satzungsgemäß Land ausschließlich an Juden vergibt. Es haben sich  in Deutschland schon einige die Zähne ausgebissen, um dem JNF die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Aber der deutsche Staat hält seine Hand über das Unrecht und macht sich zum Komplizen.

Die Vertreibung der Beduinen aus ihren Dörfern im Negev ist seit Jahren ein andauerndes Thema. Schon vor zehn Jahren wollte die SPD, unterstützt von Johannes Rau und Frank-Walter Steinmeier, einen SPD-Wald des JNF finanzieren, fiel aber damit letztlich auf die Nase. 
http://palaestina-portal.eu/JNF-SPD.pdf

http://freiepalaestinastimme.blogspot.com/2017/01/spd-wald-auf-geraubtem-land_11.html

Der israelische Prof. Gadi Algazi, der Sohn eines alexandrinischen Juden ist (daher der arabische Name) und eine interessante Biographie hat, setzt sich für  die Dörfer der  Beduinen  im Negev ein: https://de.wikipedia.org/wiki/Gadi_Algazi

Er  hielt dazu Vorträge in Deutschland: 
http://www.schattenblick.de/infopool/repress/fakten/rf0i0047.html

Der  israelische Prawer-Plan von 2011 bedroht  systematisch die Existenz der  Beduinen im Negev, obwohl sie Bürger Israels sind.
https://en.wikipedia.org/wiki/Bill_on_the_Arrangement_of_Bedouin_Settlement_in_the_Negev

Mansour Abbas von der Ra'am-Partei setzt sich  in der gegenwärtigen israelischen Regierungskoalition für die Beduinen ein,  aber die fragile Regierung scheint ihn über den Tisch ziehen zu wollen, wie die von Ihnen geschilderten  Ereignisse zeigen.

Die Organisation  Nowhere left to go  - The Jahalin Bedouin kümmert sich um die Beduinen östlich von Jerusalem. Ich lernte persönlich ihre  couragierte Direktorin Angela Godfrey-Goldstein kennen, eine Jüdin, die früher in Südafrika lebte und dort ihre Erfahrungen mit Apartheid und Zwangsumsiedlungen machte.
https://www.jahalin.org/angela-godfrey-goldstein-on-the-bedouin-of-palestine/
https://www.youtube.com/watch?v=gOxwVlGn0R4

Die "einzige Demokratie im Nahen Osten" gibt vor, ein Rechtsstaat zu sein. De facto ist sie eine Ethnokratie, wie Ihre Beiträge der letzten Zeit  beweisen.
Das Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern e.V.,  dessen Vorstand ich angehöre, organisiert vom 27. bis 29. Mai 2022 in der Meistersingerhalle in Nürnberg eine internationale Konferenz, die sich mit der Frage befassen wird, inwiefern Israel ein Apartheidsystem ist, wie Human Rights Watch und die israelische Menschenrechtsorganisation B'tselem inzwischen behaupten (Anhang).

Mit freundlichen Grüßen

Martin Breidert


Martin Breidert
Beueler Kreuz 1
53604 Bad Honnef
02224/9118059
martin.breidert@gmx.de

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