Sonntag, 2. April 2017

Eine Legende zerbröckelt !?!

Mythen israelischer Politik: "Lüge statt Wahrheit"

In Anlehnung an Simcha Flapan: "Die Geburt Israels - Mythos und Wirklichkeit.


Einleitung
  

Mit welcher Lügenpropaganda und "Krieg der Worte" der Staat Israel Geschichtsfälschung betreibt, um seine politisch-expansionistischen Ziele zu erreichen, beweisen die neuen israelischen Historiker. Diese fordern: "Die offizielle Geschichtsschreibung Israels muss revidiert und neu geschrieben werden."
 
Mit seiner Publikation 1988: "Die Geburt Israel" nimmt Simcha Flapan *) eine Vorreiterrolle ein. Hierzu resümiert er: "Ich habe den Versuch, die Propagandastrukturen bloßzulegen, die sich um den israelischen Unabhängigkeitskrieg und seine Folgen ranken, nicht nur aus Liebe zur Genauigkeit und um der Richtigstellung geschichtlicher Tatsachen willen unternommen, sondern auch, weil die Mythen bis heute die Situation in Israel beinflussen. ... Ihre [Arbeiterpartei und Likud-Block] Zusammenarbeit basiert nicht etwa auf einem Konsens über die grundlegenden Probleme, denen Israel gegenübersieht - die Zukunft der besetzten Gebiete und die Fortführung des Friedensprozesses -, sondern auf der Streichung dieser Probleme von der offiziellen politischen Tagesordnung. 

Eben es spielt keine Rolle, wer in Israel regiert, das Ziel bleibt eins: "Kein Frieden mit den Arabern, bestrebt wird Expansionismus und Hegemonie". 

Flapan machte eine schmerzhafte Erkenntnis, als seine Erforschungen Chaim Weizmann, der maßgeblich am Zustandekommen der Balfour-Deklaration beteiligt und der erste Staatspräsident Israels war, als "Vater" des Gedankens, "den Palästinensern dürfe kein Anspruch auf nationale Selbständigkeit zugestanden werden", herausbrachten. Weizmann war auch nicht bereit, den Palästinensern, als arabische Einwohner im jüdischen Staat, dieselben nationalen Rechte oder Ziele zuzugestehen. Ein Zustand, an dem bis heute nichts geändert hat, auch wenn Israel nach Außen Gleichberechtigung, für alle seine Bürger, propagiert. 

Die Abhandlung behandelt Mythen und Lügen israelischer Politik, mit dem Ziel, Hintergründe zu beleuchten, warum Israel von Anfang an, einen "Frieden" mit seinen Nachbarn ablehnend gegenüber steht. Der Beitrag widerspricht auch der These, Israels Kriegführung sei durchgängig von der "Reinheit der Waffen" geprägt gewesen.

"Dieser Staat, Israel, wurde zum Fixpunkt jüdischen Lebens ... und zu einem mächtigen politischen Faktor im Nahen Osten. Die Palästinenser dagegen wurden zu einem Volk von Flüchtlingen, ihrer Heimat und jeder realistischen Hoffnung auf nationale Selbstbestimmung beraubt, wehrlos der Unterdrückung und Diskriminierung durch Juden ... ausgeliefert" ... so beschreibt Flapan die Situation der Palästinenser.

Daran hat sich für die Palästinenser, bis heute, nichts geändert. Auch nicht nach dem Oslo-Abkommen im Jahre 1993. Im Gegenteil. Die Lage der Palästinenser hat sich zusehends verschlimmert, so das inzwischen von einer "humanitären Katastrophe" gesprochen werden kann. 

Flapan, entlarvt und widerlegt die Vernebelung und Lügen israelischer Politik. Man kann ihn somit getrost als Vater der "Neuen Historiker" in Israel betrachten. Das Buch enthält genug Zündstoff, dass das ganze Lügen-Kartenhaus israelischer Mythen und Legenden in sich zusammenbricht.

Flapan wurde später von zahlreichen, jüdischen "Neue Historiker" (wie Ilan Pappe, Tom Segev, Mosche Zimmermann, und andere Intellektuelle und Publizisten wie Noam Chomsky, Israel Shahak, Norman Finkelstein, Tanya Reinhart, u.v.a.m.) bestätigt. Einige der neuen Historiker schränkten ein, das Buch deckt nicht genug Wahrheit auf. Ich bin der Meinung, dass die Veröffentlichung Flapans einen großartigen Beitrag zur Wahrheitsfindung geleistet und den Weg für den spätere Verfasser geebnet hat. 

Zum Verfasser selbst: Simcha Flapan wurde 1911 in Polen geboren und emigrierte 1930 nach Palästina. Von 1954 bis 1981 war er Sekretär der Mapam-Partei und Leiter deren Referats für Arabische Angelegenheiten. Er war Gründer und Chefredakteur der Monatsschrift "New Outlook"; er hat das Jewish Arab Institute und das Israeli Peace Research Institute gegründet; er hat am Center for International Affairs an der Harvard University und am dortigen Center for Middle East Studies gearbeitet und war außerordentliches Mitglied am Royal Institute for International Affairs in London. Flapan starb 1987 in Tel Aviv. 

Die deutsche Fassung seines Buches (Aus dem Amerikanischen von Karl Heinz Siber - The birth of Israel) erschien bei Knesebeck & Schuler, 1988, ISBN 3-926901-09-8.
 
Seine Publikation fußt auf freigegebenem Material (zahlreiche Dokumente unterlegen noch der Geheimhaltung) und behandelt die Zeitspanne zwischen 1948 und 1952. Er fasst die Lügen in sieben Mythen:

Erster Mythos:

Das Einverständnis der zionistischen Bewegung mit der UN-Teilungsplan vom 29. November 1947 stellte einen entscheidenden Kompromiss dar, mit dem die palästinensischen Juden ihre Vorstellung von einem sich über ganz Palästina erstreckenden jüdischen Staat aufgaben und den Anspruch der Palästinenser auf einen eigenen Staat anerkannten. Israel war zu diesem Opfer bereit, weil es die Voraussetzung dafür war, dass die Resolution in friedlicher Zusammenarbeit mit den Palästinensern verwirklicht werden konnte.

"Jedes Schulkind weiß, dass es in der Geschichte so etwas wie einen endgültigen Zustand nicht gibt - nicht in bezug auf Regierungen, nicht in bezug Grenzen und nicht in bezug auf internationale Abkommen. In der Geschichte ist, wie in der Natur, alles unablässig im Fluß und im Wandel begriffen".

David Ben Gurion in seinen Kriegstagebüchern, 3. Dez. 1947.

Wie meine Nachforschungen ergeben haben, war dies in Wirklichkeit nur ein taktisches Zugeständnis im Rahmen einer unveränderten Gesamtstrategie. Diese Strategie zielte darauf ab, zunächst einmal die Schaffung eines selbständigen Staates der arabischen Palästinenser zu hintertreiben (Anm. d. Red.: Es hat sich bis heute - 2003 - nichts daran geändert.). ... Des weiteren zielte diese Strategie auf die Ausweitung des von der UNO für den jüdischen Staat ausgewiesenen Territoriums. Das scheinbare "Ja" Israels zur UN-Teilungsresolution (Karte 5) blieb lange die wirksamste Waffe der israelischen Propaganda, auch noch als man längst begonnen hatte, gegen einen Paragraphen nach dem anderen zu verstoßen. (Anm. d. Red.: Israel hat bisher nie eine UN-Resolution erfüllt, obwohl es durch eine solche geschaffen wurde, gegen sie es ständig verstößt.). Noch heute, da Israel die West Bank, den Gazastreifen, die Golanhöhen und dem Südlibanon kontrolliert, klammern die Israelis sich an diesen in ihrem nationalen Selbstverständnis und ihren Schulbüchern gleichermaßen fest verankerten Mythos. Dabei hatte im Lauf der gesamten hundertjährigen Geschichte der zionistischen Bewegung und des Jischuw (der jüdischen Gemeinschaft in Palästina) hat die grosse Mehrheit der Zionisten immer einen homogenen jüdischen Staat im gesamten (und darüber hinaus) oder zumindest im größeren Teil von Palästina (nur vor erst) vor Augen gehabt.

Um die Geschichte der Teilung Palästinas kurz zu resümieren: 1917 verkündete Großbritannien die  sogenannte "Balfour-Deklaration", die die zionistische Bewegung alsbald zu ihrer "Magna Charta" erkor. Als die World Zionist Organisation (WZO) zwei Jahre später der
Karte 1
"Pariser Friedenskonferenz" eine Karte der geplanten "Heimstätte" vorlegte, zeigte sich, dass deren Territorium nicht nur ganz Palästina einschloss, sondern ein Gebiet vorsah, das sogar über das Staatsgebiet des heutigen "Grossisrael" (Israel bis 1967 - der eroberten Gebiete Westjordanland, Gazastreifen und die Golanhöhen) hinausging (Karte 1).


Der Unterschied zwischen den beiden Visionen, bestand darin, dass die arabische immerhin auf der Tatsache beruhte, dass in dem Territorium zehn Millionen Araber lebten, die durch eine gemeinsame Tradition, Sprache, Kultur, wirtschaftliche Beziehungen, soziale Bindungen und eine reiche Geschichte eindrucksvoller Leistungen verbunden waren. Die zionistische Vision hingegen beruhte auf dem "Wunsch", ein ähnliches Faktum zu schaffen: Juden aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen Sprachen, unterschiedlichem historischem, kulturellem, wirtschaftlichem und sozialem Hintergrund lediglich auf der Grundlage einer gemeinsamen Religion, einer gemeinsamen Erinnerung an eine zweitausend Jahre zuvor verlorengegangene nationale Souveränität und einer gemeinsamen Erfahrung des Leidens unter antisemitischer (Anm. d. Red.: richtiger: antijüdischer) Verfolgungen und Diskriminierungen zu neuen Nation zusammen zu schweissen.

Der Anführer des extrem revisionistischen Zweigs der zionistischen Bewegung, Wladimir (Zeev) Jabotinsky, der einen jüdischen Staat zu beiden Seiten des Jordan anstrebte (vgl. Karte 1), fügte sich dem britischen Diktat, dass Transjordanien nicht in den Geltungsbereich der Balfour-Deklaration falle.

David Ben Gurion erklärte auf einer Versammlung der Histadrut (Gewerkschaft): "Deshalb haben wir in unserer Forderung nicht von einem jüdischen Staat in Palästina gesprochen, sondern von Palästina als einem jüdischen Staat". 1937, zehn Jahre vor der Teilung Palästinas, hat er klargestellt: "Das Ja zur Teilung verpflichtet uns nicht zum Verzicht auf Transjordanien. Man kann von niemandem verlangen, dass er auf seine Vision verzichtet. Wir werden einen Staat in den heute festgelegten Grenzen akzeptieren - aber die Grenzen der zionistischen Vision sind Sache des jüdischen Volkes, und kein äußerer Faktor wird sie beschränken können". 1949 lieferte David Ben Gurion den Beweis dafür, dass seine Worte nicht Schall und Rauch waren. Die Juden vergrößerten die ihnen, durch die Teilung zugesprochenen 52% des Landes (Karte 2), auf 78% (Karte 3). 


Karte 2


Karte 3




















... Ben Gurion sah jedoch, wie wir festgestellt haben, in der Teilung immer nur den ersten Schritt auf dem Weg zu einem jüdischen Staat in Ganz-Palästina, einschließlich Transjordanien, der Golanhöhen und des Südlibanon.
...
Menachem Begin, der Führer der Untegrund-Irgun (Anm. d. Red. Er befehligte und leitete den Angriff auf Deir Yassin, wobei 254 Frauen, darunter mehrere Schwangere, Kinder und alte Männer massakriert wurden.) erklärte rundheraus: "Die Zweiteilung unseres Heimatlandes ist ungesetzlich. Sie wird niemals anerkannt werden." 1982 rechtfertigte Begin den israelischen Einmarch in den Libanonmit dem Argument von der "historischen Kontinuität" - und bezog sich dabei auf Ben Gurion. Auch Israel Shahak **) beleuchtet diesen "Aspekt" durch eine herrschende religiösjüdische Mythologie.

Wir machen einen Sprung in die Gegenwart, das heißt, in die Regierungszeit Scharon's, und stellen fest, es handelt sich hier um eine Fortsetzung. Ähnlich der kritische Kommentator von Ha'aretz, Meron Benvenesti, wenn er den israelisch-palästinensischen Konflikt im israelischen Diskurs als "die offen gebliebene Frage des Krieges von 1948" betrachtet *).

Sharon formulierte es im April 2001 deutlicher: "Der Unabhängigkeitskrieg ist noch nicht zu Ende. Nein. 1948 war nur ein Kapitel. ..."

Tanya Reinhart **) schreibt hierzu: "Dass diese Parallele gezogen wird, ist furchterregend. Im offiziellen Diskurs gilt ''Selbstverteidigung'' als das, was beiden Hälften der Parallele gemeinsam ist. Aber die spezifische Wortwahl - ''die zweite Hälfte von 1948'' - kann wohl kaum reiner Zufall gewesen sein. Der Schubtext dieser Formulierung besagt, dass die Lösung der Krise vielleicht auch diesmal so ähnlich aussehen sollte wie 1948. Wie bereits erwähnt, hat die israelische Armee 1948 Hunderttausende von Palästinenserinnen und Palästinensern aus ihren Ortschaften vertrieben und den verbliebenen Rest in geschlossene Sperrbezirke gesteckt, die jahrelang unter Militärverwaltung standen. Angesichts dessen drängt sich der Schluss auf, dass die führenden militärischen und politischen Kreise in Israel, die diese Parallele in Umlauf gebracht haben, immer noch glauben, dass die ''zweite Hälfte'' - die Vervollständigung der 1948 begonnenen ethnischen Säuberung - sowohl notwendig als auch möglich ist.


*): Zitiert bei Tanya Reinhart, "Operation
Dornenfeld"; S. 87, Atlantik Verlag, 2002,
ISBN 3-9265529-37-7
Dieses Buch kann bei uns, zum Preis von
14,- Euro (Ladenpreis - Preisbindung),
inklusive Verpackung und Porto, bestellt
werden.

**): Israel Shahak: Jüdische Geschichte, Jüdische
Religion; Lühe-Verlag, 1998,
ISBN 3-926328-25-8
Siehe Buchtip in Heft Nr. 2 v. Dez. 02



Zweiter Mythos
 
"Die arabischen Palästinenser lehnten eine Teilung Palästinas kategorisch ab und folgten dem Aufruf des Muftis von Jerusalem, dem jüdischen Staat den totalen Krieg zu erklären; dies zwang die Juden, sich auf eine militärische Lösung einzulassen".

Das war nicht die Wahrheit.

Zwei Zitate sollten diese Lüge widerlegen: Ben Gurion: "Sie [die Araber, d. Red.] die überwältigende Mehrheit von Ihnen, wollen nicht gegen uns kämpfen.", und Ezra Danin: "Meiner Meinung nach akzeptiert die Mehrheit der palästinensischen Massen die Teilung als fait accompli und glaubt nicht an die Möglichkeit, sie überwinden oder verhindern zu können."

Der Widerstand der Einheimischen gegen das zionistische Projekt war kein Geheimnis. [Noam Chomsky, 2002]. Die tiefe Ursache lag aber darin begründet, - berichtete die King-Crane-Kommission 1919, entsandt von Präsident Wilson -, dass die Zionisten praktisch die vollständige Enteignung der gegenwärtigen nicht-jüdischen Einwohner Palästinas anstreben (Karte 1), und warnte, dass die Durchsetzung des zionistischen Programms, "eine grobe Verletzung des Prinzips [der Selbstbestimmung] und des Völkerrechts wäre." Diese Warnung wurde von den Großmächten, einschließlich die USA, in den Wind geschlagen. Trotz der "tiefen Sympathie der Kommission für die jüdische Sache" empfahl sie die Begrenzung der jüdischen Einwanderung und riet, vom Ziel der Errichtung eines jüdischen Staates Abstand zu nehmen. Die Empfehlungen blieben ohne Einfluß auf die offizielle Politik und werden in den meisten geschichtlichen Darstellungen nicht einmal erwähnt.

Auch Nahum Goldmann mahnte, vor allem in seinen letzten Lebensjahren, zu einem gemäßigten Umgang mit den Arabern [auch mit den Deutschen]. Er sprach sich ebenso gegen eine Staatsgründung Israels aus, da er eine friedliche diplomatische Lösung für möglich hielte. Als er Präsident der Jüdischen Weltorganisation (1956-68) ging er zur israelischen Politik auf Distanz und kritisierte nicht nur das im kalten Krieg entstandene Bündnis mit den USA sowie die Verweigerungshaltung gegenüber den Palästinensern nach 1967, sondern auch die Instrumentalisierung der Shoah (Holocaust) zur Rechtfertigung von Greueltaten und Morden.

Ben Gurion sagte in interner Diskussion, zum Widerstand der Palästinenser gegen das zionistische Projekt, dass "wir bei unserer politischen Argumentation im Ausland den arabischen Widerstand kleinreden", doch müssen "wir unter uns die Wahrheit ins Auge blicken": Politisch nämlich "sind wir die Aggressoren, während sie sich selbst verteidigen ... Das Land gehört ihnen, weil sie es bewohnen, während wir ankommen und uns hier niederlassen, und aus ihrer Perspektive wollen wir ihnen ihr Land wegnehmen, noch bevor wir hier richtig angekommen sind."[Der Aufstand wurde 1938 von den Briten mit beträchtlicher Brutalität niedergeschlagen.]

Flapan stellt in seinem Buch fest: "Fast alle Arabien-Experten der Jewish Agency, gleich wo sie politisch standen, stimmten darin überein, dass die meisten Palästinenser, ..., an einem Krieg gegen die Juden nicht interessiert waren."

Diese Aussagen stehen einem, von den Zionisten propagierten, Kriegswillen der Palästinenser entgegen. Das Gegenteil ist eher richtig.

Die Rolle der Mufti von Jerusalem kann man wie folgt ausdrücken, dass er den Teilungsplan bekämpfte; die Mehrheit der Palästinenser jedoch seinem Aufruf zu einem Krieg gegen Israel nicht folgte, auch wenn sie gegen die Teilung war. Richtig ist, dass vor der Unabhängigkeitserklärung Israels am 14. Mai 1948 viele palästinensische Führer und Gruppen sich bemühten, einen Modus vivendi zu finden. Erst der entschiedene Widerstand Ben Gurions gegen die Schaffung eines palästinensischen Staates machte die Opposition gegen die Politik des Muftis und trieb die Palästinenser auf seine Seite.

Erkennbar wird, dass es sich bei diesem Mythos um reine Vernebelungstaktik zionistischer Lügenpropaganda handelte, die von Anfang an darauf zielte, einen möglichen Frieden mit den Palästinensern zu verhindern. Israel hat alles dafür eingespannt, das Bild der Araber als die "Bösen" darzustellen. Flapan beschreibt diese Legende, wie Israel sie nach Außen lügnerisch-theatralisch propagiert: "Die Mächte der Finsternis und des Bösen [gemeint die Araber, d. Red.] stürzen sich auf (zahlenmäßig natürlich unterlegenen) Kräfte des Lichts und des Guten." Dieses Bild erwies sich in der Tat geeignet, den Israelis ein hohes Maß an internationaler Unterstützung und Sympathie zuzuführen, und die Einstellung mehrerer israelischer Generationen geprägt.

Was sich nach der UN-Resolution 181 vom 29. November 1947 vollzog, wurde rückblickend zur Legende vom "Generalangriff der einheimischen Araber" stilisiert.

Die Resolution wurde von der zionistischen Bewegung (vorläufig) mehrheitlich akzeptiert -allerdings nicht von Menachem Begins Terroristenbande "Irgun Tsvai Leumi", und nicht von der LEHI (Stern-Gruppe), befehligt von Jitzhak Shamir. Die Palästinenser empfanden den UN-Teilungsplan als "einseitige und unerträgliche Zumutung", dass den Juden, die 33 Prozent der Bevölkerung Palästinas stellten, 55 Prozent des Territoriums zugesprochen worden waren, das, 1948-49 durch Arrondierungen, auf 78 Prozent erhöhte. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass Israel und Jordanien 1947/48 ein Geheimabkommen zur Teilung Palästinas geschlossen hatten. Joram Beri bemerkt, dass Ben Gurions "stillschweigendes Einverständnis mit König Abdallah von Transjordanien, das diesem die Besetzung der Gebiete westlich des Jordan ermöglichte ... weder mit dem Kabinett noch mit dem Militärkommando abgesprochen war". ... Es wurde auch behauptet, dass der Eintritt der arabischen Staaten in den Krieg sich gegen die Bestrebungen von König Abdallah richtete. Hierzu bemerkt Simcha Flapan: "Auch er [Abdallah] träumte von einem von den Haschemiten regierten Vereinigten Arabischen Königreich und war somit in den Augen der Zionisten derjenige arabische Führer, der mit ihnen das größte gemeinsame Interesse daran hatte, das Entstehen eines selbständigen arabischen Staates auf dem Boden Palästinas zu verhindern. Kontakte zwischen der zionistischen Führung und Abdallah bestanden sowohl vor als auch nach der Vorlage der UNSCOP-Empfehlungen, doch wurden vorweislich geheimgehalten. ... Am 17. November kam es an der nördlichen Grenze zu einem Treffen zwischen Abdallah und Golda Meir, Ezra Danin und Elijahu Sasson, alle von der Jewish Agency. ... Wie der König Golda Meir versicherte, würde er "den abgeteilten jüdischen Staat nicht angreifen, sehr wohl aber das arabische Palästina annektieren". ... Im April 1948 (kurz vor der Proklamation des Staates Israel) kam es noch einmal zu einer Begegnung zwischen Abdallah und einem Vertreter Israels, und auch dieses mal kam man überein, "dass Abdallah die Kontrolle über das arabische Palästina zufallen würde, falls er die Bemühungen, einen jüdischen Staat aufzubauen, nicht behinderte".

Walid Khalidi meinte zum Teilungplan: "Die Palästinenser sahen nicht ein, weshalb sie für den Holocaust bezahlen sollten. (...) Sie sahen nicht ein, weshalb es für die Juden nicht zumutbar sein sollte, als Minderheit in einem geeig-neten Palästinenserstaat zu leben, während es für knapp die Hälfte des palästinensischen Volkes - der eingeborenen Mehrheit auf dem Boden ihres Vaterlandes - zumutbar sein sollte , über Nacht zu einer fremdbeherrschten Minderheit zu werden, wie der Teilungsplan es für den neuen jüdischen Staat vorsah".

Um das zionistische Projekt, "Großisrael", schneller verwirklichen zu können, setzten die Zionisten früh, vor der Proklamation des Staates Israel im Mai 1948, brutale Gewalt gegen zivile Menschen ein. Zum Beispiel befehligte der Oberterrorist Menachim Begin (Irgun und LEHI) am 9.-10. April 1948 ein schreckliches Massaker in Deir Yassin, bei dem 254 wehrlose Menschen, darunter über 100 Frauen und Kinder, abgeschlachtet wurden (s. unter: "Wir erinnern"). Mosche Dayan befehligte am 18. Dezember 1948 ein Massaker an zivile Personen in der Ortschaft Khissas, bei dem zehn Araber, darunter eine Frau und vier Kinder getötet wurden. Die Liste der Massaker gegen wehrlose Menschen läßt sich beliebig, bis in die Gegenwart, weiter fortführen.

Schon in den Jahren des Ersten Weltkriegs erkannten die Palästinenser jedoch, dass sie mit einem besonderen Problem zu tun hatten: einer unvermeidlichen Konfrontation mit der zionistischen Bewegung, die in Palästina Grund und Boden erwarb und jüdische Siedlungen (z.B. Tel Aviv 1909 nördlich von Jaffa) errichtete. Chaim Weizmann bereiste 1918 Palästina und verbreitete, die "Juden wollen zurück". Weizmann hat aber nicht erwähnt, dass die Größtzahl der Weltjuden Osteuropäischer Abstammung seien, die Anfang des 8. Jahrhunderts zum Judentum konvertierten (In diesem Heft - Abhandlung: "Auf die Spuren von Gog und Magog".). Mit der Besetzung Palästinas durch die Briten endeten vier Jahrhunderte osmanischtürkischer Herr-schaft, und wenig später legitimierten die Briten mit der Balfour-Deklaration (2. November 1917) die Ziele der zionistischen Siedlungspolitik in Palästina. Die Palästinenser durchschauten das Spiel der Briten und der Zionisten, wogegen sie protestierten und sich beim britischen Hochkommissar beschwerten. (...)

Gegen die britische Palästina-Politik antworteten die Palästinenser mit einem sechsmonatigen Generalstreik, während dessen die britische Regierung die Peel-Kommission ernannte, die die Aufteilung des Landes in einem jüdischen und einem arabischen Staat vorschlug (Karte 2).

(...) Die neuen sozialen Bewegungen in Palästina sahen sich allerdings mit komplizierten Problemen konfrontiert. Kämpften sie Innern gegen die starre Ordnung der traditionsbehafteten arabischen Gesellschaft an, so mussten sie sich nach Außen sowohl mit der britischen Mandatsherren als auch mit einer auf unbeschränkte Einwanderung, Besiedlung und Staatsgründung eingeschworenen jüdischen Gemeinschaft auseinandersetzen.

Schon 1943 bildete sich unter den Palästinensern eine oppositionelle politische Kraft - Liga für Nationale Befreiung - als Alternative zum Mufti, um Krieg und Blutvergießen zu verhüten und den Weg zu einer friedlichen Verwirklichung der UN-Teilungsresolution zu ebnen. Unter ihrer breiten Anhängerschaft waren untere Schichten wie Intellektuelle und umfasste einen Querschnitt durch Sippen, Dynastien und Generationen sowie sämtliche Religionen der arabischen Welt. Sie forderte, neben anderem, Rede-, Presse-, Versammlungs-, und Koalitionsfreiheit; einen höheren Lebensstandard für die Bauern und die städtische Unterschicht, Reformen in Arbeitsrecht, im Schul- und Gesundheitswesen sowie mehr rechte für Frauen. Das Aktionsprogramm präsentierte die Liga am 9. September 1947 in einer der Vereinten Nationen unterbreiteten Sonderveröffentlichung. In der programmatischen Aussage der Liga hieß es noch weiter, dass "in einem freien arabischen Vaterland alle Minderheiten friedlich zusammenleben könnten". Ferner lehnte sie antijüdische Boykottaktionen und den Einsatz terroristischer Mittel ab und war die einzige politische Kraft im arabischen Lager, die sich gegen jede Einmischung anderer arabischer Staaten in die Angelegenheiten Palästinas wandte.

Dieses Programm hätte eine gute Basis für eine friedliche Koexistenz sein können, wenn es die Ziele Ben Gurions und Jabotinskys, die ganz Palästina als jüdischen Staat haben wollten, nicht durchquerte. Im Gegenteil, es wurde israelischerseits stets versucht, durch die Verbreitung von Mythen, jeden Versuch, zu einer friedlichen Koexistenz, zu untergraben. Und die zionistische Führung weigerte sich beharrlich, die Liga als Keimzelle einer neuen, alternativen politischen Führung für das palästinensische Volk anzuerkennen.

Um diese Ziele zu erreichen, müßten die Briten, die ein Hindernis stellten, Palästina verlassen, und somit verstärkte sich der jüdische Terror gegen sie, bis sie tatsächlich 1947, zermürbt durch den zionistischen Terror, das Palästina-Problem an die Vereinten Nationen vorzeitig abtraten. ... Hinter dem jüdischen Terrorismus stand auch ein ideologisches Credo und eine politische Strategie. Irgun und LEHI [jüdische Untergrund-Terrororganisationen] waren die militärischen Seitenäste von Jabotinskys Revisionistischer Partei, die das Ziel verfolgte, ganz Palästina (und darüber hinaus, Karte 1) für die Juden zu erobern. Die Vergiftung des arabisch-jüdischen Verhältnisses war ein integraler Bestandteil ihrer Politik, und es gelang ihnen in den zwanziger und dreißiger Jahren mit ihren geplanten Provokationen, verdeckten Aktionen und ihren willkürlichen Bombenattentaten tatsächlich, Haß und Spannungen zwischen den beiden Parteien zu schüren.

Kein Zweifel, die Mehrheit des palästinensischen Volkes war gegen die Teilung ihres Heimatlands und bereit, für die Errichtung eines unabhängigen palästinensisch-arabischen Staates zu kämpfen. Es ist jedoch gleichermaßen klar, dass sie von einem Krieg gegen die Juden nichts wissen wollten und dass sie allmählich einsehen lernten, dass die Teilung unvermeidlich war. Die Beweise hierfür sind so überwältigend, dass sich die Frage stellt, wie der Mythos von einem "Heiligen Krieg" der Palästinenser gegen die Juden überhaupt entstehen und sich so lange halten konnte! Dennoch kann man bis heute, im Jahre 2003, feststellen, dass diese Legende von den arabischen "Mächten der Finsternis und des Bösen ..." immer noch existent ist ( z.B. bei vielen Medien und sog. Institute für strategische Analysen, Regierungs- und Volksvertretern u.v.a.m.). Wie auch immer, man braucht, um diesen Mythos zu zerstören, nur auf die Äußerungen zionistischer Führer aus jener Zeit zurückzugreifen (siehe oben). Die eindeutigste Aussage Ben Gurions findet sich in einer Mitteilung an Sharett vom 14. März 1948: "Es steht jetzt ohne den geringsten Zweifel fest, dass, wenn wir es einzig und allein mit den Palästinensern zu tun hätten, alles in Ordnung wäre. Sie, die überwältigende Mehrheit von ihnen wollen nicht gegen uns kämpfen, und in ihrer Gesamtheit sind sie auch nicht in der Lage, es mit uns aufzunehmen, selbst bei jetzigem Stand unserer Organisation und Ausrüstung."

Die Palästinenser wollten demnach den Krieg nicht, und versuchten den Gefahren des Krieges durch Vereinbarungen am Ort mit ihren jüdischen Siedlungsnachbarn, vorzubeugen. Hunderte solcher "Nichtangriffspakte" wurden geschlossen. Die Vertragspartner arabische Dörfer oder Städte mit Kibbuzim, oder auch Belegschaften an gemeinsamen Arbeitsstätten usw. Auch das arabische Dorf Deir Yassin (s. oben) hat einen "Nichtangriffspakt" geschlossen.

Nach diesen Ausführungen und dokumentarischen Zeugnissen ist festzuhalten, dass von Anfang an eine alternative Politik gegenüber den arabischen Palästinensern gegeben waren. Die Chance wurde jedoch von den jüdischen Führern, Zivilisten wie Militärs, bewusst nicht wahrgenommen.

Das Versäumnis, sich nicht um eine friedliche Verwirklichung des UN-Teilungsplans bemüht zu haben, forderte einen hohen Preis. Zwar wurde der israelische Staat schließlich geboren, aber er war das Kind eines kostspieligen und grausamen Krieges. Die Palästinenser wurden, anstatt ihre nationale Unabhängigkeit zu erringen, zu einem Volk von Flüchtlingen, ihrer Heimat und jeder realistischen Hoffnung auf nationale Selbstbestimmung beraubt, wehrlos der Unterdrückung und Diskriminierung durch Juden ausgeliefert. Folglich verschärfte sich der Konflikt und verwandelte schliesslich den ganzen Nahen Osten in ein Gebiet der Instabilität, der Gewalt und des Krieges. Beide Völker zahlen bis heute, jedes auf seine eigene Weise, den Preis für dieses Versäumnis. Den Kurs der Expansionspolitik setzt Israel bis heute fort. Der Dauerkonflikt im Nahen Osten hält an, und es gibt gegenwärtig keine Anzeichen dafür, dass er friedlich beendet werden wird. Der israelische Professor Martin van Creveld, nachdem er seine Drohungen mit atomaren Waffen - die jede europäische Hauptstadt erreichen können - an die Europäer, insbesondere an die Deutschen richtet: "Israel könnte, für den Holocaust, an Millionen von Deutschen und anderen Europäern Rache nehmen", und an die Palästinenser gewandt: "Alle Palästinenser müssen deportiert werden.", kann jede Friedensinitiative im Keime ersticken. Eine erschreckende Zahl von 44 Prozent der Israelis befürwortet ein solches Horror-Szenario.


(Lesen Sie mehr von van Crefeld in diesem Heft unter: "Drohung ... Erpressung ...")

Quellennachweis:
 


1. Flapan, Simcha: "Die Geburt Israels - Mythos und Wirklichkeit"; München, 1988

2. Chomsky, Noan: "Offene Wunde Nahost, Hamburg, 2002

3. Finkelstein, Norman G.: "Die Holocaust-Industrie"; engl. Ausgabe London, 20000

4. Finkelstein, G.Norman: "Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern"; Hamburg, 2002

5. Reinhart, Tanya: "Operation Dornenfeld", Bremen, 2002, und diverse Zeitungsartikel und Interviews in Ha'aretz

6. Shahak, Israel: "Jüdische Geschichte, Jüdische Religion"; Süderbraup, 1998, und andere zahlreiche Veröffentlichungen und Beiträge.
  



Dritter Mythos:

"Die Flucht der Palästinenser aus dem Land, sowohl vor als auch nach der israelischen Staatsgründung, setzte ein als Reaktion auf einen Aufruf der arabischen Führung, das Land vorübergehend zu verlassen, um dann mit den siegreichen arabischen Armeen zurückzukehren. Sie traten die Flucht an trotz der Bemühungen der jüdischen Führung, sie zum Bleiben zu veranlassen".

Wahr ist,
 
dass die politischen und militärischen Führer Israels auf diese Flucht hin arbeiteten, da ihrer Überzeugung nach die zionistische Besiedlung und die israelische Staatswerdung den "Transfer", das heißt: die "Vertreibung" der arabischen Palästinenser in arabische Nachbarländer erforderlich machten.

Die Aussagen, auch früherer zionistischer Führer, bestätigen dieses Vorhaben. Israel Zangwill forderte, "die Einheimischen zu verjagen". Sein politischer Schlachtruf: "Ein Land ohne Volk, für ein Volk ohne Land" beweist die Aggressivität, mit der die Zionisten ihre Ziele verfolgten. Dass Palästina menschenleer war, das kann doch kein Mensch behaupten.

Zitat aus dem Diensttagebuch Jitzhak Rabins [zittiert bei David Shipler, New York Times, 22. Okt. 1979]: "Yigael Allon fragte Ben Gurion, was mit der Zivilbevölkerung geschehen solle. Ben Gurion [alias David Grün, geb. 1886 in Plonsk, damals Russisch-Polen] machte eine Handbewegung, die man nur als "Fortjagen" deuten konnte. (...) Die Bewohner von Lydd gingen nicht freiwillig. Es gab keinen anderen Weg, als Gewalt und Warnschüsse (Anm. d. Red.: auch Massaker und Terror) einzusetzen, um die Bewohner dazu zu bringen, dass sie die etwa 25 Kilometer bis zu der Stelle marschierten, wo sie auf die Arabische Legion trafen".

Der erzwungene Exodus der Palästinenser setzte am 29. November 1947, dem Tag der UN-Teilungsresolution 181, ein und hielte, forciert durch Terror, Gewalt und Massaker der Zionisten, der einen vorläufigen Höhepunkt erreichte, als israelische Terrororganisationen das Dorf Deir Yassin am 9. April 1948 überfielen, und dabei 254 Frauen, darunter zahlreiche Schwangere, Kinder und Greise regelrecht schlachteten, auch nach der Unterzeichnung der Waffenstillstandsvereinbarungen im Sommer 1949, weiter an. Zirka eine Million arabische Palästinenser wurden vertrieben auch aus Gebieten, die nicht für den jüdischen Staat vorgesehen waren.

Mitte der Achtziger Jahre freigegebene Dokumente werfen ein neues Licht auf die Thematik. Demzufolge beruht die Massenvertreibung auf einen gezielten Plan in den Köpfen der Zionisten.

Die Landfläche von 5,8 Prozent in 1947 in jüdischer Hand wuchs, durch den UN-Teilungsplan (181, 29. November 1947) fast auf ein Zehnfaches (56 Prozent), und im Sommer 1949, durch Eroberungen und Einverleibung, auf 78 Prozent. Diese Territorien wurden de facto in Israel eingegliedert. Während und nach Vertreibung der Palästinenser unternahmen die Juden alles Erdenkliche - von der Einebnung ganzer Dörfer (ca. 430, s. Walid Khalidi: "All That Remains - The Palestinian Villages Occupied und Depopulated by Israel in 1948", 1997) bis zum Erlaß einschlägiger Gesetze -, um ihnen eine Rückkehr unmöglich zu machen. Chaim Weizman sprach sicherlich vielen aus dem Herzen, als er die "Vertreibung", um den jüdischen Charakter des neuen Staates nicht in Frage zu stellen, als eine "wundersame Vereinfachung des Problems" bezeichnete. Wie kurzsichtig diese Einschätzung war, hat die Geschichte längst bewiesen. Durch den Exodus der Palästinenser wurde der Konflikt noch schlimmer und komplizierter. Die Vertreibung kann als ein der Haupthindernisse, bei der "Suche nach einer Friedenslösung", betrachtet werden. Und solange wird es in der Region keine Ruhe herrschen, solange die Palästinenser ihre legitimen Rechte nicht erlangt haben.

Die zionistische Version - die sich in allen offiziellen zionistischen Geschichtswerken und Propagandaschriften sowie in sämtlichen Selbstdarstellungen des Staates Israel findet -, derzufolge die Israelis den Massenexodus nicht zu verantworten, sondern im Gegenteil alles in ihrer Macht Stehende unternommen hatten, um ihm Einhalt zu gebieten, erwies sich als eine glatte Propaganda-Lüge.

Michael Bar Zohar, der Biograph von Ben Gurion, schreibt dazu: "Die Aufrufe an die Araber, zu bleiben, Goldas [Golda Meir: 2. Ministerpräsident Israels nach Ben Gurion; d. Red.] Mission und andere, ähnliche Gesten entsprangen politischen Erwägungen, waren jedoch nicht Ausdruck seiner [Ben Gurions] wahren Überzeugung. In internen Diskussionen, in Weisungen an seine Leute ließ der 'alte Mann' keine Zweifel an seiner Auffassung: Je weniger Araber im Staatsgebiet zurückblieben, desto besser."

Die Behauptung, der Exodus sei auf "Befehl von oben" geschehen, also von der arabischen Führung gesteuert worden, erwies sich, obwohl ihre Unglaubwürdigkeit auf der Hand lag, viele Jahre lang als propagandistisch wirksam. Der Westen wollte diese Unterstellung, die sowohl der militärischen Logistik als auch der menschlichen Logik Hohn sprach, einfach glauben.

In Tausenden von Dokumenten, die das Zionistische Zentral- und das Israelische Staatsarchiv in jüngster Zeit [Mitte der 80er Jahre; d. Red.]veröffentlicht haben, findet sich ebensowenig ein Beleg für die Richtigkeit der israelischen Behauptungen wie in den Kriegsbüchern Ben Gurions. Freigegebene Dokumente beweisen, daß die "Befehl-von-oben"-Theorie eine glatte Lüge zionistischer Führer ist, und zeugen im Gegenteil von erheblichen Anstrengungen des AHC [Arab Higher Committee - Höherer Arabsicher Vollzugrat]und der arabischen Staaten, die Fluchtbewegung einzudämmen. Alle Beschwörungen der Staaten der Arabischen Liga an die Palästinenser zu bleiben schlugen fehl. Die arabischen Regierungen beschlossen sogar, nur flüchtende Frauen und Kindern die Einreise zu erlauben. Das AHC wandte sich jedoch entschieden gegen die Ausreise von Palästinensern und verweigerte sogar die Ausstellung von Visa an Frauen und Kinder [siehe auch Khalidi: "Why the Palaetinians leave?", London, Arab Information Centre, Paper No. 3].

Um ihre Behauptung - die arabischen Führer selbst hätten die Massenflucht aufgerufen - zu stützen, verwiesen die israelischen und zionistischen Propagandisten beständig auf angebliche Verlautbarungen des AHC, in denen es etwa hieß: "In sehr kurzer Zeit werden die Armeen unserer arabischen Bruderländer Palästina vom Land, vom Meer und aus der Luft angreifen und überrennen und die Rechnung mit Juden begleichen." [Aaron Cohen: "Israel und die arabische Welt", Tel Aviv 1964]. In der Praxis bewirkten diese AHC-Verlautbarungen das Gegenteil dessen, was sie bezweckten: Sie schürten die Panik und die Bereitschaft zur Flucht. Als der Exodus von April 1948 [siehe oben: Massaker von Deir Yassin u.a.] an exorbitante Ausmaße annahm, appellierten einige arabische Führer an die Palästinenser, ihre Heimstätten nicht zu verlassen. Auch das AHC hatte schon früher, im März und April, in Rundfunksendungen aus Damaskus die bevölkerung aufgefordert, an Ort und Stelle zu bleiben.

Weshalb hatten diese Beschwörungen so wenig Wirkung? Um so wirkungsvoller waren dafür die Unterdrückungs- und Abschreckungsmassnahmen der Zionisten, die von wirtschaftlicher und psychologischer Kriegführung - durch Massaker und infolgedessen Panik - bis zur systematischen Vertreibung der arabischen Bevölkerung durch reguläre Truppen reichten.

Es hieß, bzw. wurde behauptet, dass die ganze zionistische Bewegung, von links bis rechts außen, hatte stets betont, die Juden, die als nationale und religiöse Minderheit in fremden Ländern stets unter Verfolgung und Diskriminierung zu leiden hatten, werden in ihrem eigenen Staat ein Vorbild für den fairen Umgang mit Minderheiten sein. Dieser Propagandamythos, ja Lüge, kann so nicht stimmen, da die Juden in Palästina waren doch selbst eine Minderheit.

Die Täuschung nimmt Fortgang, wenn behauptet wird, dass die zionistische Bewegung sich, nach ihrem eigenen Bekunden immer in der vordersten Front des Kampfes für die Rechte nationaler Minderheiten, sah. Der Austritt vieler namhafter Persönlichkeiten, - zum Beispiel: Martin Buber, Alfred Einstein, Moshe Menuhin, Nahum Goldmann, Yesheyaho Leibowitz u.v.a.m. - die zu den ersten Zionisten gehörten, nachdem sie das wahre Gesicht und die wahre Ideologie des Zionismus entdeckten, ist ein weiterer Beweis für die verbreitete Lüge der zionistischen Idee. In diesem Raster paßt auch die Erklärung Weizmanns: "Die Juden werden sich nicht an den Rechten und am Territorium der Araber vergreifen.", die im Gewirr zionistischer Propagandalügen einzureihen gilt.

Die Absicht der Zionisten zielte von Beginn an auf die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung, da sie nicht vor hatten, das Land mit ihnen zu teilen.

Als die forcierte Massenflucht eingesetzt hatte, leisteten die jüdischen Führer ihr Vorschub. Scharret verkündete beispielsweise, Israel werde eine Rückkehr der Palästinenser nicht zulassen.

Wie die jetzt zugänglichen Dokumente [Ben Gurions Kriegstagebücher] beweisen, wurde die Flucht weit mehr als nur "gefördert". Am 16. Juni 1948 erklärte Ben Gurion vor der provisorischen Regierung Israels: "Drei Dinge sind bis jetzt geschehen: a) die Invasion der regulären Armeen der arabischen Staaten; b) unsere Fähigkeit, diese regulären Armeen abzuwehren; und c) die Flucht der Araber. Nichts davon hat mich überrascht."

Auch früher, schon 1937, hat der erste Ministerpräsident Israels kein Hehl aus seiner Überzeugung gemacht: "Das Land ist in unseren Augen nicht das Land seiner jetzigen Bewohner. ... Wenn man sagt, dass 'Eretz Israel' das Land zweier Nationen sei, so verfälscht man die zionistische Wahrheit doppelt. ... Palästina muss und soll nicht die Fragen beider Völker lösen, sondern nur die Frage eines Volkes, des jüdische Volkes in der Welt." Eine Aussage die an Deutlichkeit kaum zu überbieten ist.

Der Überzeugung von Ben Gurion, einen jüdisch-homogenen Staat Israel, und geographisch so groß wie nur möglich, zu schaffen, machten sich alle seiner engsten Mitarbeiter und Berater, eben die Führungsmannschaft aus Militär und Politik, zu eigen. Bei der Verfolgung dieses Ziels, schon vor der Ausrufung des Staates Israels, läßt sich eine große Bilanz an Massaker, nackter Gewalt und Terror, gegen die palästinensische Bevölkerung, aufzeichnen.

Die Bilanz dieser Politik wird aus den Schätzungen des IDF-Nachrichtendienstes deutlich: Am 1. Juni 1948 waren etwa 700 000 sowohl aus jüdischen als auch von Juden eroberten arabischen Landesteilen geflohen.

Nebst dem proklamierten Dogma Ben Gurions, der Gründer Israels, die Führung eines wirtschaftlichen (implizit die Infrastruktur), militärischen und psychologischen Krieges gegen die Araber, äußerte er: "Wenn wir in den Kampf gehen, [...] müssen stark und grausam sein und dürfen uns durch nichts aufhalten lassen." Die Zerschlagung der Lebensgrundlage der palästinensischen Bevölkerung, sollte das Ziel sein, das erreicht werden sollte. Diesen gnadenlosen Krieg hat von seiner Grausamkeit und Härte nichts eingebüßt, eher bestätigt und von seinen Nachfolgern, insbesondere von Ariel Sharon, ohne Beispiel weit übertroffen.

Das Sterben der arabischen Städte in Palästina war ein fait accompli. Die Rechnung Ben Gurions ging auf, wie er selbst erklärte: "Das strategische Ziel [der IDF] war die Zerstörung der städtischen Gemeinden, die die organisiertesten und politisch bewusstesten Teile des palästinensischen Volkes waren. ... Diese Taktik führte zum Zusammenbruch und zur Kapitulation von Haifa, Jaffa, Tiberias, Safad, Akka, ... und Beer Sheva. Von Transportmitteln, Lebensmitteln und Rohstoffen abgeschnitten, gerieten die städtischen Gemeinden in einen Prozess des Zerfalls, des Chaos und Hungers und sahen sich zum Aufgeben gezwungen."

Plan "D" der Hagana vom März 1948 beinhaltet Aktivitäten gegen feindliche Siedlungen, ... diese umfassten die Zerstörung ganzer Dörfer, die Bekämpfung und Vernichtung der Feinde und die Vertreibung aus dem Staatsgebiet. Auch andere Aspekte wurden in den Plan "D", wie psychologischer Kriegführung u.ä., nicht ausgelassen.

Wie grausam und brutal die Zionisten den Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung geführt haben, wird am Beispiel des Massakers von Deir Yassin deutlich. Obwohl dieses Dorf bereits 1942 mit den jüdischen Nachbarn einen Nichtangriffspakt geschlossen hatte, überfielen jüdische Irgun- und LEHI-Terrorkämpfer das Dorf am 09. April 1948 und richteten dort ein kaltblütig und vorsätzlich geplantes Blutbad an, um eine Massenvertreibung auszulösen. Dokumente des Roten Kreuzes und des britischen Geheimdienstes belegen, dass in Deir Yassin Männer, Frauen und Kinder an die Wand gestellt und erschossen wurden. Schwangeren Frauen wurde der Bauch aufgeschlitzt. Bei diesem Gemetzel wurden 52 Säuglinge geschlachtet und geköpft. Noch wimmernde Menschen wurden anschließend in den Dorfbrunnen geschmissen und hinter ihnen Handgranaten. Nach vollbrachtem Werk haben die Mörder das Dorf geplündert, bevor sie das Weite suchten. Menachem Begin, Chef der Terrororganisation "Irgun" und späterer Ministerpräsident Israels (1977-1983), befehligte die Mordoperation. Er rechtfertigte die grausame Untat später: "Ohne Deir Yassin, wäre kein Israel". Das Dorf "Deir Yassin" - auch andere - gehört damit zu den zweifellos schrecklichsten Ortsnamen der Weltgeschichte.

In der Tat löste diese Brutalität des Überfalls auf Deir Yassin Panik aus, und führte zur Massenflucht der palästinensischen Bevölkerung aus vielen anderen Orten.

Wie der Historiker der Hagana, Aryeh Jitzhaki, Jahre später schrieb, sei das Unternehmen von Deir Yassin nach dem selben Schema von Dutzenden von Angriffen ausgeführt worden, die die Haganah und Palmach damals unternommen hatten, wobei Häuser voller alter Leute, Frauen und Kinder in die Luft gejagt worden seien. (Weniger bekannt als Deir Yassin, aber keinesfalls weniger brutal war das Massaker, das ehemalige LEHI-Mitglieder am 29. Oktober 1948 in Duweima bei Hebron anrichteten, bei dem über 100 Menschen zum Opfer fielen). Viele andere Gäueltaten, in Haifa, in Jaffa, in Akka, u.v.a.m., wurden nach dem gleichen Schemata verübt. Einige Beispiele: Am 4. Januar 1948 verübte die Irgun mit Hilfe einer Autobombe einen Sprengstoffanschlag auf das Verwaltungsgebäude von Jaffa; 26 arabische Zivilisten fanden dabei den Tod. Drei Tage später starben bei der Explosion einer Irgun-Bombe am Jaffa-Tor in Jerusalem 25 Arabische Zivilisten.

Die militärischen und strategischen Vorteile der Politik der verbrannten Erde lagen auf der Hand, dass selbst liberale und sozialistische Befehlshaber und ihre Truppen bereit waren, jegliche Skrupel über Bord zu werfen.

Die Selbstgerechtigkeit, mit der die Juden sich über allgemein gültige ethnische Normen hinwegsetzen, erhielt dadurch noch weiteren Auftrieb, dass sie die Wut und Rachesucht, die sie gegen die Nazis empfanden, auf die Araber projizierten. Gefördert wurde dieser Übertragungsmechnismus durch eine Propaganda-Lüge, die die Araber als Anhänger Hitlers hinstellte. Diese Vorstellung steigerte sich, von Tag zu Tag erhielt sie immer mehr Auftrieb und wird fortwährend an den Arabern ausgelassen, bis zum heutigen Tag.

In allen Gebieten, die von der UNO für den arabischen Staat bestimmt waren, aber im Verlauf der Kampfhandlungen von jüdischen Truppen besetzt wurden, führte Ben Gurion Militärverordnungen ein. Nach der Staatsgründung im Mai 1948 wurde daraus die offizielle Militärverwaltung. Sie wurde auch auf die arabischen Gebiete innerhalb des jüdischen Staates ausgedehnt. Das hatte zur Folge, dass achtzig Prozent der arabischen Einwohner Israels unter der Herrschaft von Militärgouverneuren lebten, die ihre Weisungen vom Generalstab und aus dem Verteidigungsministerium erhielten. Die Militärverwaltung leitete ihre Hoheitsbefugnisse aus der Notstandsgesetze ab, die die britische Mandatsregierung 1936 erlassen hatte, um den arabischen Aufstand zu unterdrücken.

Diese Notstandsgesetze verliehen der Armee und ihren Militärgouverneuren die Macht, eine weitgehende Kontrolle über das Leben, den Besitz, die Arbeit und die Bewegungsfreiheit der in ihrem Hoheitsgebiet lebenden Zivilisten auszuüben. Die Verantwortlichen Beamten konnten Personen ohne richterliche Anordnung, ohne Angabe von Gründen und für unbegrenzte Zeit festnehmen oder einsperren, sie des Landes verweisen, ihren Besitz einziehen oder zerstören und ihnen verbieten, zu arbeiten oder dieses und jenes tun. Ausserdem hatten sie die Vollmacht, ganze Gebiete auf unbegrenzte Zeit abzuriegeln.

Wenn man die Methodik auf heute projeziert, stellt man schnell fest, nichts, aber auch gar nicht, hat sich in der israelischen Politik geändert. Seit dem Osloer Abkommen ist es aber leichter für Israel geworden, palästinensische Territorien abzuriegeln. Für diese Massnahmen wurde auch hier die Staatssicherheit vorgeschoben. Die Militärverwaltung war nicht verpflichtet, ihr Vorgehen vor irgendeinem Richter zu begründen. Also lag die wichtigste Aufgabe, auf die Beziehungen zwischen Juden und Palästinensern einzuwirken, in den Händen von Ben Gurion und der Streitkräfte. Die Knesset, das Kabinett und die Gerichte konnten in diesen Dingen nur mitreden, nur wenn sie gebraucht wurden.

Schon 1937 erklärte Ben Gurion: "Wir müssen die Araber hinauswerfen und uns an ihre Stelle setzen". 1948, kurz nach Staatsgründung, ernannte Ben Gurion einen Transferausschuß, und erklärte eine Woche danach der Jewish Agency: "Ich bin für eine Zwangsumsiedlung."

Hinter den Massnahmen, mit denen die Israelis dafür sorgten, dass der Exodus der Araber aus Israel weiterging, stand die Entschlossenheit, keinem der Geflohenen die Rückkehr zu gestatten. Sämtliche zionistischen Führer - ob Ben Gurion, Scharett oder Weizmann - stimmten in diesem Punkt überein. Ben Gurion schrieb hierzu: "Ihre Rückkehr muß [...] um jeden Preis verhindert werden." Am 5. Juli 1948 übermittelte Sharett dem israelischen UNO-Botschafter Abba Eban die folgende Instruktion: "Was Araber betrifft, die Wohnorte verlassen haben ["vertrieben wurden"; d. Red.], bitte unsere Haltung kategorisch klarmachen: Ihre Rückkehr kommt nicht in Frage, ..."

Von Beginn an verfolgten die Zionisten der Vertreibungs- und Enteignungspolitik. Sie beschlagnahmten kaum zu überschätzende Vermögenswerte, bewegliches und unbewegliches Eigentum "abwesender" Araber. Der "Bevölkerungsaustausch" war damit also, kurz gesagt, Wirklichkeit geworden.

Der Mythos vom freiwilligen Auszug der Palästinenser als Antwort auf arabische "Weisungen von oben" hat sich mit erstaunlicher Zählebigkeit gehalten. Rückblickend kann man erkennen, dass der Mythos das unvermeidliche Ergebnis davon war, dass "man" den Palästinensern ihr Recht auf Unabhängigkeit und Eigenstaatlichkeit verweigert hatte, ein Prinzip, das die zionistische Politik von Anfang an geleitet hatte.

Mit diesem Mythos liessen sich zunächst die Spuren der unschönen Methoden tilgen, die die zionistischen Sieger angewandt hatten - von der Beschlagnahme von Lebensmitteln, Rohstoffen, Medikamenten und Grundstücken bis zu den Akten des Terrors, Einschüchterung und Panikmache und schliesslich bis zur gewaltsamen Vertreibung -, und auf diese Weise die Schuldgefühle ersticken, die in Teilen der Gesellschaft vorhanden waren. Viele derer, die Schuldgefühle empfanden, wirkten an den Operationen mit, die die Flucht der Araber auslösten. Sie befolgten selbst die Weisung, ganze Dörfer zu zerstören, Männer, Frauen und Kinder aus ihren Häusern zu vertreiben, sie in den Tod oder in eine ungewisse Zukunft jenseits der Grenzen zu schicken.

Der Mythos vom freiwilligen Exodus der Araber diente Israel als probates Argument bei Weigerung, auch nur eine Teilverantwortung für das Flüchtlingsproblem zu übernehmen, ganz zu schweigen von einer Anerkennung des Rechts der Geflohenen auf Rückkehr. Hätte Israel dieses Recht anerkannt, wäre dies für die arabischen Staaten das einzige Rezept gewesen, das ihnen gestattet hätte, ohne Gesichtsverlust ihre demütigende militärische Niederlage einzugestehen, auf jede weitere militärische Option gegen Israel zu verzichten und sich mit der Realität eines jüdischen Staates inmitten der arabischen Welt abzufinden. Weit davon entfernt, bis in unseren Tagen, verschlossen die Zionisten die Augen vor der Tatsache, dass in den Reihen der entmündigten, gedemütigten und heimatlosen Palästinenser radikal-nationalistische Bewegungen, als einer logischen Folge, entwickelten.

Heute, nach 55 Jahren Demütigung und Entmüdigung, setzt die israelische Staatsführung, an deren Spitze Ariel Sharon, die damaligen Worte Ben Gurions, mit der Zwangsvertreibung, getreu um, und die 1948 begonnene Vertreibung der Palästinenser mit nackter Gewalt fort.

Quellennachweis dritter Mythos:

Flapan, Simcha: Die Geburt Israels. Knesebeck & Schuler, 1988
Forum fuer Palaestina: Diverse Forum-Dokumentationen "Zur Lage in Palaestina", 1997
Hartung, Arnold (uebersetzt): Die VN-Resolutionen zum Nahost- Konflikt. (Ab 5. Mai 1947 bis 29. Juni 1976). Berlin Verlag, 1978
Hartung, Arnold (Uebersetzt): Die VN-Resolutionen zum Nahost- Konflikt. (Ab 30. November 1977 bis 29. November 1990 Koestler, Arthur: Der dreizehnte Stamm. Das Reich der Khasaren und sein Erbe. 1991
Poschinger, Georg: Der Palaestina-Konflikt, unsere Medien und wir. R.G. Fischer, 1992
 


Vierter Mythos:

Die ersten drei Folgen, Mythen israelischer Politik: „Lüge statt Wahrheit“ wurden hauptsächlich in Anlehnung auf das Buch von Simcha Flapan: „Die Geburt Israels- Mythos und Wirklichkeit“ geschrieben. Dieses Buch war bereits, kurz nach seinem Erscheinen 1988, bei Knesebeck & Schuler Verlag, vergriffen (worden). Das Buch sollte auch keine neue Auflage erfahren.
 

Am 5. Juni 2004 fand in Köln die „Internationale Konferenz für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel“ statt. Dort traf ich Abraham Melzer, nachdem man sich viele Jahre aus den Augen verloren hatte. 



Abraham war der Herausgeber der Zeitschrift: „SEMITTIMES“, mit er vor fünfzehn Jahren antrat, „um einerseits etwas Bewegung in den monotonen und starren Strukturen der jüdischen Bevölkerung in Deutschland zu bringen, andererseits um einen Beitrag zu leisten zur friedlichen Lösung des Nahost-Konflikts“, so Melzer zu seiner in Buchform nun erschienene Zeitschrift: „SEMITTIMES“ – Das jüdische Magazin“, 2004 im Melzer Verlag.



Was geschah in all den Jahren dazwischen, erzählte mir Abraham kurz. Die starren Strukturen, bei vielen Juden in den Gemeinden, waren nicht aufzubrechen. Zumindest gelang es nicht immer. Es gab viel Widerspruch. Man versuchte seine Existenz zu ruinieren, was beinah gelungen wäre. Abraham glaubt aber an seiner Idee und ist ein Aufsteh-Mensch, ein Kämpfer. Also steht er auch jetzt und heute, mit seinem neuen Verlag, fest auf beiden Füßen. 

Werfen Sie bitte einen Blick in unserer Bücherthek, dort finden Sie viele wunderbare und mutige Bücher aus seinem Verlag. 

Bei der o.g. Begegnung sprach ich mit ihm über den Inhalt des Buches von Simcha Flapan und über seine Geschichte, wie es aus dem Markt verschwand. Ich habe ihn gefragt, ob er es nicht herausbringen würde. Er zögerte keine Sekunde und sagte zu, das Buch im Frühjahr 2005 herauszubringen. Dafür wollte ich ihm mein (Original-) Exemplar zur Verfügung zu stellen. Nach ein paar Tagen, als das bereits verpackte Buch zur Post bringen wollte, schellte das Telefon und am anderen Ende war Abraham. Er verkündete, dass er ein Exemplar im Internet fand und dass er die Rechte für das Buch bereits gekauft hatte. Einer neuen Herausgabe des Buches stand nichts mehr im Wege. Das Buch kam auch pünktlich im Frühjahr auf dem Markt. Deshalb werden wir keine neuen Folgen mehr eingegeben, weil man nun das Original lesen kann.

Bei dieser Gelegenheit sollte man auch das Buch von Ted Hoderich: „Nach dem Terror“, erst herausgegeben vom Suhrkamp Verlag, nicht unerwähnt lassen, als der Oberaufseher Micha Brumlik dem Buch antisemitischen Inhalt vorwarf, zögerte Suhrkamp keine Sekunde und zerstapfte das Buch blitzschnell, vor lauter Einschüchterung. Nach dem Abraham Melzer auch dieses Buch verlegte, ergänzte Professor Ted Honderich, dass er nicht ein einziges Wort aus seinem Buch zurücknehmen würde. 

Im übrigen, der Suhrkamp Verlag hat dem Melzer Verlag nicht mal die Übersetzung, gegen Entgelt, zur Verfügung gestellt. Das Buch müsste neu übersetzt werden. Das spricht Bände für sich.


P.S.: Interessierte können dieses Buch, auch andere Bücher über den Nahost-Konflikt (Liste erfragen), bei uns bestellen. Sie bekommen es zum Buchladenpreis. Ihr Vorteil: Wir übernehmen Verpackung und Porto.

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