Dienstag, 14. Februar 2017

KMK-Konferenz Israel-Tag in den Schulen

Die Instalation eines Israel-Tages an deutschen Schulen:




Am 11.03.2005 empfing die Kultusministerkonferenz den israelischen Botschafter S.E. Shimon Stein im Jüdischen Museum Berlin zu einem Meinungsaustausch

Beide Seiten messen dem 40. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland am 12.05.2005 eine besondere Bedeutung für die weitere Intensivierung der bildungs- und kulturpolitischen Beziehungen bei. Sie begrüßen die für dieses Jahr geplante Unterzeichnung des deutsch-israelischen Kulturabkommens, das die Beziehungen zwischen beiden Seiten im Bildungsbereich auf eine rechtliche Grundlage stellen wird. Sie erhoffen sich hiervon positive Impulse und eine weitere Intensivierung der bilateralen Zusammenarbeit.

Die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder erklärten ihre Bereitschaft, anlässlich des Jahrestages in den Schulen zahlreiche Aktivitäten und Projekte den deutsch-israelischen Beziehungen zu widmen. Beide Seiten sprachen sich zudem für die Einführung eines „Deutsch-Israelischen Tages“ insbesondere an Schulen aus, in dessen Rahmen durch vielfältige Aktivitäten die deutsch-israelische Freundschaft gefördert und der Kultur und Geschichte des jeweiligen Partnerlandes besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden soll.

Die Kultusministerkonferenz und der israelische Botschafter haben auch die Gefahr des zunehmenden Rechtsextremismus erörtert. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Prof. Dr. Johanna Wanka, erklärte: „Die Länder sind sich bewusst, dass die Schulen über die Gestaltung von einzelnen Gedenktagen, wie der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar, hinaus eine besondere Verantwortung in Hinblick auf das Bewahren der Erinnerung an die vom nationalsozialistischen Regime an den Juden verübten Verbrechen tragen.“ Der Holocaust, eingebettet in den Unterricht über Ursachen, Strukturen und Funktionsmechanismen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, ist fester Bestandteil in den Lehrplänen aller Schularten.

Trotz vielfältigem Engagements, das zu Demokratie und Toleranz erziehen und die Gefahr des Rechtsextremismus deutlich machen soll, häufen sich Meldungen von wachsendem Antisemitismus. Es ist daher ein Anliegen der Bundesländer, dieser Entwicklung entschieden entgegenzutreten und rechtsextremistischer Gesinnung vorzubeugen. Dabei darf die Auseinandersetzung mit dem Judentum nicht auf die Vergangenheit beschränkt werden, sondern muss auch sämtliche politischen, religiösen und kulturellen Aspekte der Gegenwart umfassen. Wünschenswert ist ein unmittelbarer Austausch mit den hier lebenden jüdischen Bürgern sowie mit den Bürgern des Staates Israel.

Beide Seiten haben daher erklärt, dass dem deutsch-israelischen Schüleraustausch eine große Bedeutung im Hinblick auf einen lebendigen Austausch der jungen Generation aus beiden Staaten zukommt. Vor dem Hintergrund des Jubiläum kam man überein, dem Thema „40 Jahre deutsch-israelischer Schüleraustausch“ besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Bürokratische Hemmnisse sollen abgebaut werden, um die Zahl der Austauschschüler weiter zu erhöhen.




Dr. Izzeddin Musa - Briefkopf                                              Wachtberg, 06.05.2005


Präsidentin der KMK
Frau Prof. Dr. Johanna Wanka
Ministerium für Wissenschaft/Forschung
Heinrich Mann-Str. 107
14473 Potsdam



Betr.: Israel-Tag
Ein Israel-Tag in deutschen Schulen ohne einen Palästina-Tag ergibt nur ein Propaganda-Tag

 
Sehr geehrte Frau Professor Wanka,

als Deutscher palästinensischer Herkunft bin ich zutiefst besorgt über Meldungen, nach der in deutschen Schulen ein Israel-Tag eingeführt werden soll. Ohne die besonderen Beziehungen Deutschlands und Israels in Frage zu stellen, frage ich mich, was an einem solchen Israel-Tag vermittelt werden soll. Das Land ist seit fast 38 Besatzungsmacht, knebelt mein Volk und zerstört dessen Lebensgrundlagen, missachtet seit seiner Gründung das Völkerrecht und verstößt permanent gegen die Menschenrechte. Glauben Sie ernsthaft, Sie könnten dies alles durch Ihre Nazi-Verbrechen rechtfertigen? Welche a-historische Geschichtsauffassung liegt einem solchen Anliegen zugrunde? Was glauben Sie, wie sich die Millionen von Muslimischen Schülern und Schülerinnen fühlen müssen, wenn ihnen beigebracht werden soll, wie ihre Glaubensbrüder versklavt werden dürfen, nur weil Deutschland in seiner Vergangenheit meinte, das europäische Judentum ausrotten zu müssen. Durch diese Maßnahme tragen Sie nicht nur zur Spaltung der Gesellschaft bei, sondern treiben Sie die Deutschen muslimischen Glaubens in die Radikalität. Wir sind schon die Opfer der Opfer. Wir wollen nicht noch zum zweiten Mal Opfer der Deutschen Vergangenheit werden.

Wenn das Motto stimmt, unter dem dieser Tag laufen soll: „Tell them the truth“, dann kann ich nur sagen, dass unter diesem Slogan die Lüge zur Wahrheit gemacht werden soll. Völlig unverständlich ist für mich, dass die Deutschen sich dafür missbrauchen lassen. Die Verdrehung der Tatsachen findet schon seit Jahren in Deutschland zugunsten Israels statt. Ein Blick in die Publikationen z. B. der Bundeszentrale für politische Bildung gibt Aufschluss darüber, wie Propaganda Einzug in das Bewusstein von Schülern und Schülerinnen, Bürgern und Bürgerinnen hält. Bitte lesen Sie das Israel-Heft in der Reihe „Informationen zur politischen Bildung“ und die Beilage „Aus Politik und Zeitgeschichte“ Nr. 15/2005. Beide Publikationen haben nichts mit der historischen Wahrheit zu tun. Insbesondere unter dem Präsidenten der Bundeszentrale, Thomas Krüger, hat m. E. diese Desinformation Ausmaße erreicht, die nicht mehr hinnehmbar sind. Die KMK hat eine Sorgfaltspflicht und Verantwortung gegenüber den Schülern und Schülerinnen. Ich will es nicht länger hinnehmen, dass meine Kinder mit dieser einseitigen Israel-Propaganda einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Wie es in früheren Jahren Nazi-Propaganda gab, soll diese jetzt durch Israel-Propaganda ersetzt werden. Ein Israel-Tag ergibt keinen Sinn ohne einen Palästina-Tag. Israel wurde auf den Trümmern des palästinensischen Volkes gegründet. Hier trifft palästinensische Wahrheit auf israelische Lüge.

Deutschland wird zunehmend wegen des Holocaust verpresst. Die Israellobby wird immer schamloser, und die Deutschen haben immer mehr Angst, nicht als antijüdisch verunglimpft zu werden. Ich finde dies als Deutsch-Palästinenser erbärmlich. Dass dieser Propaganda-Tag auch noch von einer zionistischen Teilorganisation der Jewish Agency gestaltet werden soll, zeigt, dass die deutschen Schulbehörden schon keine Eigenständigkeit mehr haben. Warum laden Sie nicht jüdische Israelis wie Felicia Langer, Amira Haas, Uri Avnery, Gideon Levy und andere ein, damit die Schüler einen realistischen Einblick in ein Land gewinnen, dass seit 38 Jahren ein brutales Unterdrückungsregime aufrechterhält? Wenn man glaubt, durch diesen Propaganda-Tag das schlechte Image Israels in Europa aufbessern zu können, verkennt man das natürliche menschliche Empfinden gegenüber Ungerechtigkeit und Rechtswidrigkeit: Dass
Israel nach EU-Umfragen die größte Gefahr für den Weltfrieden darstellt, ist auf die Unterdrückungspolitik Israels und dieses menschliche Empfinden zurückzuführen. Sie wissen bestimmt, dass man einen Teil der Bevölkerung belügen kann, aber niemals die ganze Bevölkerung dauerhaft.

Bitte diskutieren Sie diese Problematik mit Ihren Kollegen in der KMK, behalten Sie einen kühlen Kopf und lassen Sie sich nicht durch die Israellobby unter Druck setzen.


Mit freundlichen Grüßen
Unterschrift

 
Zur Veranschaulichung hänge ich diesen Artikel bei:

BLUMEN AUS GALILÃA
Schriften gegen die Zerstörung des Heiligen Landes


ISBN 3-85371-231-2, br., 216 Seiten, Euro 17,90, sFr 30,80 
Herausgegeben von Fritz Edlinger, aus dem Englischen übersetzt von Eva Hirschmugl

Eine jüdische Geschichte erzählt von einem stummen Kind, das trotz intensiver ärztlicher Bemühungen niemals ein Wort sprach. Eines Tages, im fortgeschrittenen Alter von 10 Jahren, ließ es bei Tisch plötzlich seinen Löffel fallen und rief: "Die Suppe ist zu salzig!" Die Eltern fragten ihr Kind erstaunt, warum es all die Jahre geschwiegen hatte und es antwortete: "Bis jetzt war immer alles in Ordnung."

Mit dieser Anekdote erklärt Israel Shamir sein plötzliches Auftauchen in den politischen Medien Westeuropas. Der russisch-israelische Intellektuelle, Autor, Übersetzer und Journalist war bei seinen russischen Lesern schon lange bekannt. In englischer Sprache begann er erst zu schreiben, als im Januar 2001 israelische Angriffe auf Palästinenser ihn dazu zwangen, sich
politisch einzumischen. Seine Artikel erschienen auf Internetseiten weltweit, wurden in zahlreichen Zeitungen und Magazinen abgedruckt und in Buchform in mehrere Sprachen übersetzt.

Inmitten der endlosen Verhandlungen um die Grenzziehungen zweier Staaten vertritt Israel Shamir - ähnlich wie es Edward Said tat - die Einstaaten-Lösung für ganz Palästina/Israel. "Blumen aus Galiläa" ist eine Sammlung von Essays, in denen sich Israel Shamir nicht nur für die Befreiung Palästinas ausspricht, sondern auch für ein weiter gefasstes Ziel einsetzt:
die Befreiung des öffentlichen Diskurses.

Israel Shamir lädt uns ein zu einem Streifzug durch seine Wahlheimat und schenkt uns Einblick in deren Geschichte. Mit seinem bissig-literarischen Blick auf die Geschichte Palästinas zeigt Shamir, wie der Staat Israel im wahrsten Sinne des Wortes auf den Ruinen palästinensischer Städte und Dörfer errichtet worden ist. Historische Quellen dokumentieren mehr als 400 derartige Orte innerhalb der Grenzen des heutigen Israel. Seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 sieht sich das palästinensische Volk in seiner Existenz bedroht, Schritt für Schritt wird es seiner Lebensgrundlagen beraubt. Nach der Besetzung der Westbank und des Gazastreifens ist dieser Verdrängungs- und Vertreibungsprozess im eklatanten Gegensatz zu allen internationalen Normen auch auf die besetzten palästinensischen Gebiete ausgedehnt worden. Ein Volk kämpft um seine Lebensgrundlagen, aber auch um seine Geschichte, seine Kultur und seine Identität.

Der Autor: Israel Shamir, geboren 1947 in Novosibirsk, kam 1969 als Sohn jüdischer Eltern nach Israel. Er diente in der israelischen Armee in einer Fallschirmjägereinheit und kämpfte im Jom Kippur-Krieg 1973. Shamir übersetzte den Talmud, James Joyce, Homer und andere Klassiker in die russische Sprache. Shamirs umfassendes Wissen erlaubt ihm historische und
intrakulturelle Querverbindungen herzustellen, die für Lesende aus dem Okzident oft etwas erfrischend Atemberaubendes haben. Als Journalist arbeitet er für das israelische Radio und für eine Reihe von Zeitungen in Israel, Russland und Japan. Seine Schriften wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, der Promedia Verlag unternimmt erstmals eine Übersetzung in die deutsche Sprache. Israel Shamir lebt in Haifa/ Israel. Er gehört zu den prominentesten jüdischen Vertretern des Konzepts eines gemeinsamen jüdisch-palästinensischen Staates.

Weitere Lesetipps:
Fritz Edlinger, Befreiungskampf in Palästina
Peter Feldbauer, Die islamische Welt 600-1250
Luxemburg






Dr. Izzeddin Musa - Briefkopf                                                 Wachtberg, 1.07.2005



 
Präsidentin der KMK
Frau Prof. Dr. Johanna Wanka
Ministerium für Wissenschaft/Forschung
Heinrich Mann-Str. 107
14473 Potsdam



Betr.: Israel-Tag; Ihr Schreiben vom 18. 6. 2005.



Sehr geehrte Frau Professorin Wanka,

haben Sie vielen Dank für die Beantwortung meines Schreibens durch A. Krill de Capello. Ich möchte zuerst mein Befremden über dieses Formschreiben zum Ausdruck bringen, das ich bereits von anderen Beschwerdeführer/innen kannte. Es ist eine Frechheit, die Bedenken besorgter Bürger und Bürgerinnen auf diese arrogante Weise abzuweisen. Es handelt sich um ein absolut identisches Abfertigungsschreiben. Auch den beigefügten „Weimarer Aufruf“ empfinde ich als Beleidigung, da er nichts, aber auch gar nichts mit den Einwänden gegen einen so genannten Israel-Tag an deutschen Schulen zu tun hat. Dieser Aufruf ist ein typisches Dokument politischer Phraseologie, die so bezeichnend für die deutsche politische Klasse ist. Sie scheinen wohl zu glauben, Sie könnten die besorgten Muslime, Araber und Deutschen mit diesen politisch-korrekten Beruhigungsfloskeln ruhig stellen, um unbesorgter die Unterdrückungspolitik Israels in die Gehirne deutscher Schülerinnen und Schüler pflanzen zu können. 

Mir ist bekannt geworden, dass dieser Pro-Israel-Propaganda-Tag durch radikale jüdisch-zionistische Organisationen bestritten werden soll. Ist dies korrekt? An welchem Tag soll diese Propaganda-Veranstaltung stattfinden? Um welche zionistische Organisationen handelt es sich? Wie kommen deutsche Kultusbehörden dazu, die Indoktrination deutscher Schülerinnen und Schüler jüdischen Organisationen zu übertragen? Sind wir schon eine Bananenrepublik? Soweit mir bekannt ist, haben wir noch nicht US-amerikanische Verhältnisse erreicht. Oder soll ich mich hier täuschen? Warum führen Sie nicht auch einen USA-Tag, einen Südafrika-Tag, einen Australien-Tag, einen Palästina-Tag etc. an deutschen Schulen ein? Israel ist die letzte brutale Kolonialmacht unter der Sonne, die seit 38 Jahren meine Landsleute auf das Übelste unterdrückt und entrechtet. Es zerstört die Lebensbedingungen meines Volkes und sperrt es in Freiluftgefängnisse ein, und dies im Namen der so genannten einzigen Demokratie des Nahen Ostens. Und die deutschen Kultusbehörden fördern diese Menschrechts- und Völkerrechtsverletzungen auch noch. Welcher Zynismus. Es scheint, als haben Sie aus der Geschichte nichts gelernt. Ihre Institution solle sich schämen.

Meine Organisation wird mit anderen Einrichtungen eine Kampagne gegen diesen Tag nicht nur unter den Muslimen, sondern auch unter den deutschen Staatsbürgern mit dem Ziel starten, diese Pro-Israel-Entscheidung zu revidieren. Wir werden dazu aufrufen, die Kinder an diesem Tag nicht in die Schulen zu schicken, um sie vor dieser Gehirnwäsche und Geschichtsklitterung zu bewahren. Ich kann Ihnen schon heute versichern, dass meine Kinder an diesen Tag die Schule nicht besuchen werden.

Es ist ein Skandal, wie willfährig sich deutsche Behörden dem Einfluss jüdischer Organisationen beugen, die nur die Brutalität und das Unrecht Israels in Palästina bemänteln wollen. Aber wie die überwiegende Mehrheit der Deutschen bei der Vernichtung des europäischen Judentums geschwiegen und weggeschaut haben, so wollen sie die brutale Vernichtungspolitik Israels gegenüber den Palästinensern nicht wahrhaben. Der Bau der monströsen Mauer müsste die Deutschen eigentlich wachrütteln; sie ist viel grausamer als die Mauer durch Berlin – sie war dagegen eher ein niedliches Bauwerk. Die DDR-Selbstschussanlagen sind in Israel durch US-amerikanische Hochtechnologie „humanisiert“ worden. Die Grenze der DDR wurde niemals vom „Internationale Gerichtshof“ in Den Haag und auch nicht von den Vereinten Nationen als völkerrechtswidrig verurteilt worden, im Gegensatz zur Mauer in Israel. Vielleicht überdenken Sie doch noch einmal Ihre langfristig verhängnisvolle Entscheidung. Sie trägt auf Dauer zur Spaltung der deutschen Gesellschaft bei, wie ich bereits in meinem Schreiben erwähnt habe. Das wollen Sie, Israels Interessen dienend, doch in Kauf nehmen?


Mit freundlichen Grüßen


Unterschrift 

http://www.arabmail.de/Izzeddin_Musa06.05.2005.html

 

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