Samstag, 7. Januar 2017

Gute Wünsche zum Abschied!!! Schreiben an den AA-Chef Joschka Fischer

Sehr geehrter Herr Außenminister Dr. h. c. Fischer,

 

da sich nun Ihre Amtszeit dem Ende nähert, möchte ich Ihnen als Deutsch-Palästinenser schon einmal für Ihren unermüdlichen Einsatz für die Interessen meines Volkes danken. Sie waren immer zur Stelle, als es darum ging, Terroranschläge zu verurteilen. Wie ich mich erinnere, haben Sie immer nur diejenigen der Palästinenser verurteilt, zum Staatsterror Ihres Freundes Ariel Sharon, an dessen Händen mehr Blut klebt als an denen Yassir Arafats, der nur für die Freiheit und Unabhängigkeit seines Landes und Volkes gekämpft hat, aber immer geschwiegen. Wir vergessen nicht Quiba, Sabra und Shatila, die Kriegsverbrechen in Dschenin (ai und HRW) und den Vandalismus der israelischen Armee von 2001 bis heute. Waschen Sie sich eigentlich nach einer Begrüßung mit Sharon nie die Hände wie weiland Pilatus? 

Ich möchte aber nicht Ihre Verdienste in jungen Jahren für das palästinensische Volk unerwähnt lassen, als Sie zusammen mit Daniel Cohn-Bendit 1969 am PLO-Kongress in Algier teilgenommen haben, an dem angeblich die Liquidierung des „zionistischen Gebildes“ beschlossen worden ist; aber wie wir wissen, haben Sie ja damals „geschlafen“, da Sie, wie Ihre begleitenden Freunde behaupteten, angeblich ermüdet von einer Sight-Seeing-Tour zurückgekehrt waren. Die Bilder in der deutschen Presse zeigten aber einen überaus munteren „Kämpfer für die palästinensische Sache“. Sie wissen selbst zu gut, dass Sie sich nur im Amt des Außenministers halten und diese und die Frankfurter Affären überleben konnten, weil der amerikanische und der israelische Geheimdienst entlarvende Fotos von Ihren Gewaltexzessen u. a. in Frankfurt nicht veröffentlichten wollte. Ihre Dankbarkeit gegenüber Israel ist deshalb nur allzu verständlich. Sie erinnern sich bestimmt auch an die Ermahnungen Ihres guten Freundes Colin Powell, auf die Sie auf einer Pressekonferenz in Washington folgendermaßen reagiert haben; „Wir haben unsere Freunde nicht zu kritisieren.“ 

Nachdem Sie von israelischen Universitäten mit Doktorhüten überhäuft worden sind und jüdisch-zionistische Organisationen Ihnen eine Ehrung nach der anderen nach geworfen haben, brauchen Sie sich wohl über Ihre weitere Zukunft keine Sorgen zu machen. Freunde lassen Freunde gewöhnlich nicht fallen, wie man im Falle Friedmann sehen kann, der wahrscheinlich durch den Volmer-Erlass im Intercontinental Hotel in Berlin wohl auch profitiert haben dürfte. Da Sie leider nun nicht mehr der erste europäische Außenminister werden können, ist zu vermuten, das Sie höchstwahrscheinlich von Ihren israelischen Freunden standesgemäß versorgt werden. Sie haben ja dafür schon Vorsorge getroffen, als Sie mit Ihrem israelischen Kollegen Silvan Shalom in der FAZ einen völlig unrealistischen Artikel veröffentlicht haben, der nur als widerlich und ekelhaft bezeichnet werden kann. Die FAZ hat wohl aus politischer Korrektheit meinen Leserbrief. „Die Jubelaußenminister“ nicht abgedruckt, um Sie nicht zu desavouieren. Von einer staatstragenden Zeitung habe ich auch nichts anderes erwartet. Wie einseitig Sie sich äußern, wird aus dem Artikel in der Jubelausgabe der Wochenzeitung „Das Parlament“ deutlich, in dem Sie von einem vierjährigen „Intifada-Terror“ der Palästinenser gegenüber Israel sprechen, den Staatsterror Ihres Freundes Sharon lassen Sie dabei natürlich unerwähnt unter den Tisch fallen. Dass Sie auch nur jeden Ansatz von Sanktionen oder Verurteilungen der EU gegen Israel massiv torpediert und schließlich verhindert haben, ist einer Ihrer großen Verdienste für Israel. Wie tief muss eigentlich ein deutscher Außenminister noch sinken, um Israels expansionistische und kolonistische Ziele zu befriedigen? Aber mich als Deutscher palästinensischer Abstammung wundert mich nach 48 Jahren in diesem Land nichts mehr.

Ich als Sozialdemokrat sehne mich nach den Zeiten von Willy Brandt und Helmut Schmidt zurück, als noch selbstbewusst über deutsche Außenpolitik in Bezug auf Israel diskutiert und entschieden wurde. Gerhard Schröder hatte den Ansatz gehabt, in den großen Fußstapfen zu treten, wo er 1991 als Ministerpräsident von Niedersachsen ablehnte, auf einer Veranstaltung jüdischer Organisationen in Hannover bei einer Golf-Kundgebung zu sprechen, weil in dem Aufruf eine Friedensordnung für die Region gefordert wurde, die das Volk der Palästinenser nicht ausdrücklich miteinbeziehe. Als Bundeskanzler scheinen diese Fußstapfen doch als eine Nummer zu groß zu sein für den kleinen Fuß. Ebenso mutig war der Ausspruch des Bundeskanzlers, dass manch man doch zum Holocaust-Denkmal gerne hingehen sollte, obwohl der Kanzler am Anfang sehr gegen dieses Denkmal war. Die Deutschen haben diesen Weisen Spruch sich zu Herzen genommen und gehen gerne dorthin picknicken und springen mit Freunde von Klotz zu Klotz. 

Schmidt hatte sich zu Recht nicht mit den von der Britischen Mandatsmacht gesuchten „Terroristen“ Menachem Begin und Yitzhak Shamir getroffen. Unter Ihrer Leitung Herr Dr. h. c. Fischer jedoch degenerierte das Auswärtige Amt zu einer Zweigstelle des israelischen Propagandaministeriums, wie aus Ihrer offiziellen Homepage zu ersehen ist, auf der Sie die offizielle Geschichtsversion israelischer Okkupationspolitik darstellen.

 

Für eine gesicherte und glorreiche Zukunft darf ich Ihnen meinerseits alles erdenklich Gute wünschen.

 

Mit vorzüglicher Hochachtung

 

Wachtberg, 2005

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